Seit vielen Jahren wird die Wertpapierleihe von Marktteilnehmern zur Ertragsteigerung genutzt. In den letzten Jahren entscheiden sich auch vermehrt Zentralbanken, ihre Wertpapiere dem Leihemarkt zur Verfügung zu stellen. Dies hat verschiedene Gründe. Durch den Einsatz von Wertpapierleihe ist es den Zentralbanken möglich, für eine höhere Marktliquidität zu sorgen. Hierdurch kommt es zu engeren Geld-Brief-Spannen und generell zu höherer Handelsaktivität. Gleichzeitig ist die Wertpapierleihe für die Zentralbanken ein wichtiger Ertragsbaustein geworden. Durch die immer weiter anwachsenden Portfolios steigen auch die zu erzielenden Erträge, die durch das Verleihen der Wertpapiere generiert werden können.
Den Vorteilen der Wertpapierleihe stehen naturgemäß auch Risiken und Anforderungen gegenüber – beispielsweise das Kontrahentenrisiko und das regulatorische Meldewesen. Um Risiken zu reduzieren und die regulatorischen Aufgaben zu erfüllen, liegt es für Zentralbanken nah, externe Spezialisten mit der Wertpapierleihe zu beauftragen. Diese Spezialisten müssen jedoch sorgfältig ausgewählt werden, um eine Ertragsmaximierung bei gleichzeitiger Kontrolle der Kosten und Risiken sicherzustellen.
Warum die Wertpapierleihe durch Zentralbanken für die Märkte so wichtig ist
Zentralbanken nutzen Wertpapierleih- und Repo-Geschäfte schon seit langem zur Unterstützung ihrer Geldpolitik und zur Erhaltung der Finanzmarktstabilität
erklärt Florence Lubineau, Europe Head of Central Banks, Multilateral Development Banks and Supranationals bei BNP Paribas.
Mit Hilfe von Wertpapierleihe und Repogeschäften, können Anleihen an Geschäftsbanken weitergegeben werden, wodurch die Geldmenge reduziert wird. Dies trägt dazu bei, eine faire Preisfindung im Markt zu unterstützen. Zudem sorgt die Wertpapierleihe für die erforderliche Liquidität in den Wertpapiermärkten. Diese Liquidität benötigen die Entleiher zur Umsetzung ihrer Handelsstrategien und um ein effizientes Bilanzmanagement betreiben zu können. Ein weiteres sehr wichtiges Merkmal der Wertpapierleihe ist, dass durch sie die zeitgerechte Lieferung von Wertpapiergeschäften erleichtert wird.
Die Wertpapierleihe hat in der heutigen Welt des Quantitative Easing möglicherweise noch an Bedeutung gewonnen.
Die Nachfrage nach erstklassigen, liquiden Vermögenswerten, sog. High Quality Liquid Assets „HQLA“, ist aufgrund neuer Regeln zu zentralem Clearing und durch eine strengere Regulierung stark gestiegen“, so Lubineau. „Gleichzeitig hat sich das Volumen der Wertpapiere, die in den Quantitative Easing Programmen aufgekauft wurden, um ein Vielfaches erhöht. Hierdurch ist der Umfang der von Zentralbanken gehaltenen HQLA-Portfolios stark gestiegen. Die Zentralbanken sind zu wichtigen Anbietern bei der Deckung der Nachfrage der Entleiher geworden.
Ausschöpfen des wirtschaftlichen Potenzials der Portfoliobestände
Im aktuellen Umfeld niedriger und mitunter sogar negativer Zinsen, bietet die Wertpapierleihe den Zentralbanken auch wertvolle wirtschaftliche Vorteile.
Durch den Verleih ihrer Bestände können die Zentralbanken aus ihren ansonsten passiven Portfolios erhebliche und stabile Erträge generieren und so eine Rendite aus sonst ungenutzten Quellen erzielen“, kommentiert Lubineau. „Diese Möglichkeit wird für viele Zentralbanken zunehmend attraktiv, insbesondere da ihre Portfolios deutlich umfangreicher geworden sind.
Die Reserven der Zentralbanken haben sich seit 2008 verdreifacht[1]“, stellt Lubineau fest. Zudem sind die Portfolios diversifizierter und umfassen inzwischen auch Unternehmensanleihen, Asset Backed Securities, Emerging Markets Papiere und Aktien.
Angesichts dieser größeren und heterogeneren Portfolios steigt auch der Bedarf an anspruchsvollen Managementstrategien“, erklärt die Expertin.
Optimierung des Risiko-Ertrags-Verhältnisses
Wenngleich das Ertragspotenzial der Wertpapierleihe für die Zentralbanken einen willkommenen Mehrertrag darstellt, müssen die damit verbundenen Risiken und Herausforderungen sorgfältig geprüft und gesteuert werden.
Ein zentraler Punkt ist natürlich das Kontrahentenrisiko“, so Benoit Uhlen, Head of Client Management Market and Financing Services bei BNP Paribas Securities Services. „Dazu kommt der operative Aufwand. Die Anzahl der Transaktionen, die Verbuchung und Kontrolle von Sicherheiten, die Marktbewertung der Sicherheiten und Leihepositionen, die Abwicklung von Kapitalmaßnahmen und Aktienstimmrechten sowie die Gutschrift von Dividenden- und Kuponzahlungen, das alles bringt hohe operative Anforderungen mit sich. Hier gilt es, einerseits die Risiken zu begrenzen und andererseits die Ineffizienzen zu minimieren.
Im aktuellen Umfeld haben sich Zentralbanken verstärkt die Sicht- und Handlungsweise eines Fondsmanagers aneignen müssen, um zusätzliche Erträge zu generieren und dabei die Managementkosten im Auge zu behalten.“, kommentiert Ross Bowman, Global Head of Client Management Agency Lending bei BNP Paribas Securities Services. „Daher haben sie sich mehr mit dem Lending-Markt befassen müssen. Weiterhin ist es unerlässlich sich intensiver mit den Anlageklassen im Bestand sowie dem Programmauswahlverfahren auseinanderzusetzen.
Regulatorische Berichtspflichten, nicht zuletzt durch MiFID II, bringen weitere Anforderungen mit sich“, ergänzt Uhlen. „Eine zunehmende Regulierung kann die Wertpapierleihe teurer und aufwändiger machen. Damit ein Verleiher einen Zusatzertrag erzielen kann, benötigt er kosteneffiziente Lösungen, die ihn auch bei der Erfüllung der regulatorischen Berichtspflichten und sonstigen Verpflichtungen wirksam unterstützen.
Uhlen weiter: „Daher lautet die Antwort für immer mehr Zentralbanken, einen Spezialisten für die Wertpapierleihe einzusetzen, der auch mit deren Verwahrstelle gut vernetzt ist. Dieser Trend hat sich in den vergangenen drei bis fünf Jahren immer mehr durchgesetzt.
Modelle für die Wertpapierleihe und wie Zentralbanken davon profitieren
Eine Partnerschaft mit einem Anbieter (direkter Kontrahent oder Agency Lender), der über effiziente und flexible Kapazitäten für die Wertpapierleihe verfügt, ermöglicht den Zentralbanken, die Vorteile der Wertpapierleihe zu nutzen, ohne dafür knappe interne Ressourcen einsetzen zu müssen. Der Anbieter sollte in der Lage sein, verliehene Wertpapiere fristgerecht zur Verkaufsvaluta ins Depot zurückzuliefern sowie Kapitalmaßnahmen und das regulatorische Berichtswesen zu verwalten. Dieses Thema hat im Zusammenhang mit neuen Bestimmungen in den Bereichen Settlement Efficiency (CSDR) und Meldepflicht (SFTR) noch an Wichtigkeit gewonnen. Die Anbieter bringen wertvolle Fachkenntnisse bei der Auswahl der richtigen Entleiher mit. Gerade bei oft stark diversifizierten, länderübergreifenden Portfolios ist es wichtig den richtigen Handelspartner zu kennen, um die Erträge zu maximieren. Diese Expertise kann den Zentralbanken möglicherweise intern fehlen, da sie in der Regel nicht am Leihemarkt aktiv sindbzw. waren.
Die von einigen Agency Lending Programmen angebotenen Ausfallgarantien sind ein weiterer Vorteil für die Zentralbanken, da sie diese beim Ausfall eines Entleihers vor Verlusten schützen“, merkt Uhlen an. „Die Ausfallgarantien eines Agent Lender wird oft zusätzlich durch Übersicherung der Geschäfte und eine sorgfältige Auswahl der Entleiher ergänzt. So wird sichergestellt, dass nur qualitativ hochwertige Gegenparteien als Entleiher in Frage kommen. Für die Zentralbanken sind diese Schutzmechanismen wichtige risikobegrenzende Faktoren.
Qualität und Erfahrung sind entscheidend
Den Zentralbanken Leistungen mit einem beispiellosen Mehrwert zu bieten, hat bei BNP Paribas Tradition.
Unsere Erfolgsbilanz bei der Verwaltung von Mandaten für offizielle Institutionen reicht bis ins Jahr 1975 zurück“, betont Lubineau. „Seither haben wir kontinuierlich neue technische Möglichkeiten entwickelt und unser Dienstleistungsangebot für Zentralbanken ständig erweitert.
So ist zum Beispiel, durch die jüngsten Updates der Handelsplattform von BNP Paribas Securities Services, nun der weltweite Verleih von Vermögenswerten rund um die Uhr und an fünf Tagen in der Woche möglich. Die Niederlassungen der Bank in New York, London und Sydney sowie die neu eingerichtete Handelsabteilung in Hongkong sind alle in der Lage, Multi-Asset-Portfolios zu betreuen. Zudem verfügt BNP Paribas über ein dediziertes Team im Bereich Official Institutions Coverage, das eine optimale Unterstützung bzw. die Betreuung von Zentralbankkunden sicherstellt.
Dadurch wurde die Rolle von BNP Paribas als führender Anbieter von Dienstleistungen rund um die Wertpapierleihe für Zentralbanken weiter gestärkt. Dies wurde ebenfalls von der Fachzeitschrift „Central Banking“ anerkannt, die die Bank kürzlich zum Gewinner ihres „Specialised Lending Initiative Award 2020“[2] kürte.
Finanzstärke ist ein weiterer Vorteil“, kommentiert Eric Deudon, Head of Market and Financing Services bei BNP Paribas Securities Services. „Unsere Größe und Stabilität verleihen auch unseren Ausfallgarantien Gewicht.
Bowman erläutert: „Der Umfang unseres Verwahrstellennetzes ist für viele Verleiher ein weiterer Vorteil. Zahlreiche Entleiher in unserem Programm nehmen auch unsere Dienstleistungen als Verwahrstelle in Anspruch, daher bleiben die verliehenen Wertpapiere oft innerhalb des Netzwerks von BNP Paribas.
Von der Qualität und Effizienz der Dienstleistung – sowie der Fähigkeit der BNP Paribas, den verliehenen Anteil eines Portfolios zu optimieren – profitieren die Kunden letztendlich am meisten.
In unserem Leiheprogramm sind im Durchschnitt etwa 24% der Portfolien verliehen, gegenüber einem Marktdurchschnitt von ca. 14 %[3]“, so Deudon. „Dies ist ein wichtiger Treiber für die Rentabilität. Da die Nachfrage nach US-HQLA unseren Bestand deutlich übersteigt, können wir diese Papiere gut verleihen, ohne die Portfolioauslastung unserer bestehenden Kunden zu verwässern und ohne die Renditen aller Programmteilnehmer zu beeinträchtigen.
Wir entwickeln auch konsequent für unsere Kunden weiter. So haben wir zum Beispiel unsere Wertpapierleihe-Programme mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Prinzipien (ESG) in Einklang gebracht – ein zentrales Anliegen unserer Zentralbankkunden“, erklärt Deudon.
„Dazu gehört u. a. eine Vorauswahl der Entleiher auf der Grundlage des ESG-Rankings. Weiterhin besteht die Möglichkeit, akzeptable Sicherheiten zu identifizieren, die den vom Kunden vorgegebene ESG Kriterien entsprechen. Wir stellen sicher, dass unsere Kunden ihre Wertpapiere rechtzeitig im Depot haben, um bei Hauptversammlungen abstimmen zu können.
Hohe Ansprüche erfordern Flexibilität
Zentralbanken werden nicht nur immer aktiver bei der Wertpapierleihe, sie zählen auch zu den anspruchsvollsten Akteuren. Sie sind mit der Funktionsweise der Wertpapierleihe bestens vertraut und haben meist spezifische Anforderungen an ihre Programme. Anbieter mit Erfahrung im Bereich Agency Lending und Principal Lending sind gut positioniert, um die zunehmenden Aktivitäten von Zentralbanken unterstützen zu können – immer vorausgesetzt, sie verfügen über die erforderliche Flexibilität, die Reichweite und eine wirksame Risikokontrolle, um den oftmals ganz spezifischen Kundenanforderungen gerecht werden zu können.
Über BNP Paribas Securities Services
BNP Paribas Securities Services ist der fünftgrößte Global Custodian weltweit und bietet eine komplette Palette an Verwahrdienstleistungen, einschließlich der Wertpapierleihe. Das Wertpapierleihe-Programm der Bank bedient eine Vielzahl von Asset Ownern und Asset Managern weltweit, darunter viele Zentralbanken.
[1] Quelle: Large central bank balance sheets and market functioning, Bank for International Settlements, Oktober 2019
[2] Quelle: Specialised lending initiative: BNP Paribas, Central Banking, 6. Februar 2020
[3] Quelle: IHS Markit, 29. Januar 2020 bis 28. Januar 2020