Die Zukunft der deutschen Pensionsfonds

Deutsche Pensionsfonds konzentrieren sich mit Hilfe von Datenqualität stärker auf die Privatmärkte und Nachhaltigkeitsstrategien.

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Während sich Länder auf der ganzen Welt mit der Frage beschäftigen, wie sie ihre alternden Gesellschaften finanzieren und ihre Rentensysteme weiterentwickeln können, lautet die Antwort Deutschlands das Gesetz zur Stabilisierung des Rentenniveaus und zum Aufbau eines Generationenkapitals für die gesetzliche Rentenversicherung.

Die erste Säule der gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland bleibt der wichtigste Baustein des Alterssicherungssystems: Der im März dieses Jahres eingeführte Gesetzentwurf zielt darauf ab, das Rentenniveau bei 48% des landesweiten Durchschnittslohns zu halten. Um dieses Niveau stabil zu halten, schlägt der Gesetzesentwurf den Aufbau eines „Generationenkapital“-Fonds vor, der eine global diversifizierte Anlagestrategie verfolgen würde.

Die Aufmerksamkeit richtet sich zudem auf den zweiten (von Arbeitgebern und/oder Arbeitnehmern finanzierte betriebliche Altersvorsorge) und dritten (individuelle Zusatzvorsorge) Pfeiler, wobei die Pensionskassen unter Druck stehen, ihre Renditen zu steigern, um den Lebensstandard der Menschen im Ruhestand erhalten zu können.

Ein weiterer wichtiger Hebel zur Steigerung der Renditen – der von Pensionskassen in Nordeuropa, Australien, Kanada und den USA weithin eingesetzt wird – ist die Steigerung der Allokationen an den privaten Kapitalmärkten.

Pensionskassen streben Renditen an
Privatmärkten an

Mit dem Potenzial für risikogewichtete Renditen und Diversifizierung haben private Kapitalanlageklassen für institutionelle Anleger in Deutschland zunehmend an Attraktivität hinzugewonnen. Die Ausweitung der Allokationen in private Kapitalanlagen bietet zahlreiche Vorteile. Die öffentlichen Märkte in aller Welt schrumpfen weiter, weshalb sie weniger Anlagemöglichkeiten bieten. Parallel dazu expandieren die Privatmärkte, was mehr Diversifizierungsmöglichkeiten und einen langfristigen Anlagehorizont im Einklang mit den Verbindlichkeiten der Pensionskassen schafft.

Spezialfonds sind die Kernkomponente in den Portfolios der Altersvorsorgeprogramme, die Versicherungsgesellschaften als größte Investoren in diese Vehikel überholt haben. Spezialfonds sind als Alternative Investment Funds (AIFs) eingestuft und machen Deutschland mit 29% des Gesamtmarktes zum größten AIF-Domizil in Europa.

Obwohl Spezialfonds ein flexibles Anlageuniversum ermöglichen, auch mit geschlossenen Fonds, investieren sie in der Regel auf konservative Art und Weise, um Auszahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Dabei verzeichnen sie eine hohe Allokation in Anleihen und ein minimales Engagement in illiquiden Anlageklassen wie Private Equity und Infrastruktur. In den vergangenen zwei Jahren haben sich jedoch auch die aktuellen Werte liquider Anleihenportfolios verschlechtert. Der Verkauf der Anleihen würde zur Realisierung stiller Reserven führen.

Privatmarktanlagen bringen jedoch operative Überlegungen für Pensionskassen mit sich. Die Beteiligung an privaten Kapitalanlagen stellt aufgrund komplexer Bilanzierungs- und Steueraspekte regulatorische Probleme für Anleger dar. Aus Quartalsberichten und Kapitalbilanzen relevante Daten zu erfassen ist ein schwieriges Unterfangen. Darüber hinaus müssen die Anleger die Anzahl der eingegangenen Verpflichtungen und der noch verfügbaren Verpflichtungen prüfen, um ihre Allokationsziele zu erreichen.

Liquiditätsprobleme stellen sie vor eine weitere Prüfung. Viele deutsche Versicherungsgesellschaften standen vor Liquiditätsproblemen, nachdem sie in den Niedrigzinsjahren aufgrund interner Prognosen zu viele Verpflichtungen eingegangen waren, für deren Erfüllung es ihnen nun an Liquidität fehlt. Die Steuerung der Liquidität und der Vergleich der Wertentwicklung liquider Vermögenswerte mit illiquiden Anlageklassen sind sowohl komplex als auch unerlässlich.

Deutsche Pensionsfonds setzen für Nachhaltigkeitsziele auf Privatmärkte

Private Kapitalinvestitionen in nachhaltige Anlageklassen und Projekte wie Infrastruktur und erneuerbare Energien sind für Pensionskassen besonders attraktiv, da sie langfristige, feste Cashflows versprechen, die so robuste, nachhaltige Erträge bieten. Die Attraktivität spiegelt sich in einer McKinsey-Umfrage wider, bei der die Kommanditisten nach wie vor optimistisch in Bezug auf ihren Einsatz in Infrastruktur waren. Sie gab zudem an, dass mindestens ein Dutzend Vehikel, die auf mehr als 10 Mrd. USD abzielten, Ende 2023 aktiv Aktivitäten zur Kapitalbeschaffung durchführten.

Aerial view of highways by wind turbines on field, Berlin, Brandenburg, Germany

Regulierung und Reputationsrisiken spielen auch beim Engagement von Pensionsfonds eine wachsende Rolle. Laut dem jüngsten ESG Global Survey von BNP Paribas geben mehr als die Hälfte der befragten Asset Owner und Manager an, dass ihre Organisation in erster Linie die finanzielle Wesentlichkeit von regulatorischen Risiken (60% der Befragten) und Reputationsrisiken (58%) bewertet.

In Deutschland, wie auch anderswo, gewinnen breite gesellschaftliche Verschiebungen hin zu einem verantwortungsbewussten Finanzwesen an Stärke, da das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen wächst. Viele Mitglieder möchten, dass ihre Renten zum Übergang beitragen, und drängen die Kassen, Impact Investing zu verfolgen (das laut der ESG Global Survey 2023 von BNP Paribas das wichtigste Nachhaltigkeitsziel und die wichtigste Methode für nachhaltiges Investieren werden soll). Die Offenlegungsverordnung für ein nachhaltiges Finanzwesen (SFDR) verpflichtet Finanzmarktteilnehmer und -berater, Informationen über Nachhaltigkeitsrisiken, Auswirkungen und Ziele gegenüber den Endanlegern offenzulegen, was für Spezialfonds gleichermaßen gilt.

Wie wir private Kapitalanlagen von Pensionsfonds in Deutschland unterstützen

Um die privaten Kapitalanlagen der Pensionsfonds zu unterstützen, haben wir eine Partnerschaft mit dem Fintech-Unternehmen AssetMetrix geschlossen. Die webbasierte Plattform von AssetMetrix bietet Pensionsfonds vollständige Transparenz in Bezug auf ihre privaten Kapitalportfolios und gewährleistet eine hochmoderne Performancebewertung und Berichterstattung.

Die Benutzer können wichtige Kennzahlen aus verschiedenen Daten-/Reportingquellen filtern und eine breite Palette von Prognosefähigkeiten nutzen, um so eine effektivere und realistischere Planung zu ermöglichen. Interaktive Lösungen können bei der zukünftigen Investitionsplanung helfen, und die daraus resultierende Performance kann sowohl mit privaten als auch mit öffentlichen Benchmarks verglichen und anhand dieser bewertet werden. Die Nutzer können zudem auf Daten zugreifen und diese gemäß den SFDR-Vorschriften aggregieren, um ihre ESG-Ziele zu unterstützen.

ESG-Datenbarrieren

Während institutionelle Anleger ESG-Kriterien in ihre Anlage- und Portfoliomanagemententscheidungen einbeziehen, sind inkonsistente und unvollständige Daten (die von 71% der Befragten unserer ESG Global Survey angeführt werden) wichtige Hindernisse für eine stärkere Akzeptanz von ESG-Anlagen. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen nutzen und vergleichen zwei Drittel der Befragten mehrere Datenquellen, während 37% ihre eigenen Researchmethoden anwenden.

Die Ergebnisse wurden in einer aktuellen BaFin-Studie widergespiegelt, in der die Erhebung und Verarbeitung von ESG-Daten und ESG-Ratingverfahren durch Kapitalverwaltungsgesellschaften untersucht wurde. Die Mehrheit der befragten Unternehmen (83%) nutzt ESG-Daten und -Ratings externer Anbieter, von denen 84% einen spezifischen Datenanbieter nutzen. Darüber hinaus halten die meisten Unternehmen (81%) die Kosten für ESG-Ratings für unangemessen hoch, während die Mehrheit beklagte, dass die Daten, auf denen die Ratings beruhen, manchmal unvollständig und nicht von gleichbleibend hoher Qualität sind. Die Datenqualität, so die Studie abschließend, müsse sich als wichtigster Faktor verbessern.

Verbesserung der Qualität und Konsistenz von ESG-Daten: wie BNP Paribas helfen kann

Wie können Pensionskassen auf mehr und qualitativ hochwertigere ESG-Daten zugreifen und verschiedene Datenpunkte und Methoden besser vergleichen? Unsere Service Plattform für nachhaltige Investments Manaos[1] ermöglicht es Anlegern und Vermögensverwaltern, zuverlässige ESG-Daten zu beschaffen und über die Nachhaltigkeit ihrer Anlagen Bericht zu erstatten.

Deutsche Investmentgesellschaften nutzen überwiegend nur einen Datenanbieter. Es ist bekannt, dass verschiedene Ratinganbieter unterschiedliche Methoden verwenden, und ohne Zugang zu mehr Datenquellen können Pensionsfonds keinen ausgewogenen Überblick über die ESG-Ratings/-Performance ihrer Anlagen erhalten.

Die Open-Architecture-Plattform von Manaos bietet Zugang zu einer wachsenden Palette von ESG-Daten und -Analysetools, die von über 20 Datenanbietern in sämtlichen ESG-Bereichen, einschließlich Risiko, Klima und Exposures, generiert werden. Anleger können:

  • Sicher angereicherte Portfoliodaten mit ESG-Daten von mehr als 20 Anbietern teilen
  • Auf umfassende und tiefgreifende ESG-Analysen auf Portfolio- und Vermögenswertebene zugreifen (Look-Through)
  • Aus Standard- oder benutzerdefiniertem Reporting auswählen, um eigene/regulatorische
    Berichte (wie SFDR und Taxonomie) auf Portfolioebene sowie das European ESG Template (EET) auf Fondsebene mit nur wenigen Klicks zu erstellen.

Der Weg nach vorne –Weiterentwicklung als Partner

Während deutsche Pensionsfonds nach neuen Renditequellen und Diversifizierungsmöglichkeiten suchen und gleichzeitig auf die Anforderungen der Stakeholder in Bezug auf Nachhaltigkeit reagieren, ist eines klar: Daten sind der Schlüssel. Weltweit setzen sich Pensionsfonds mit den großen Mengen an Daten aus öffentlichen und privaten Quellen auseinander, ziehen aus diesen Daten Schlüsse und entwickeln das richtige Gleichgewicht zwischen internen und externen Ressourcen. Die Vermögensverwalter werden in dieser neuen Welt ein zentraler Kanal für Pensionsfonds und ihre Mitglieder sein. Auf wichtigen Pensionsmärkten wie Australien, der Niederlande und Deutschland arbeitet BNP Paribas eng mit Kunden zusammen, um diese Welt gemeinsam zu bewältigen.

[1] Manaos wird von AELX SAS, einer Technologie-Tochtergesellschaft der BNP Paribas-Gruppe, entwickelt