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Global ESG Survey 2023

Sustainability
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ESG Global Survey 2023

Wie Anleger die ESG-Herausforderungen angehen

Wichtigste Erkenntnisse

Die folgenden Punkte sind besonders hervorzuheben und bilden die Grundlage für diesen Bericht.

  1. ESG-Daten sind auch weiterhin ein wichtiges Thema für Anleger. So werden beispielsweise unvollständige und uneinheitliche Daten und Recherchen von 71 % der Anleger als eines der größten Hindernisse für eine stärkere Berücksichtigung von ESG-Kriterien genannt, vor „Greenwashing“ (61 %) oder Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von ESG-Kriterien mit treuhänderischen Pflichten (53 %).
  2. Die größten Herausforderungen für Anleger im Zusammenhang mit ESG-Daten sind die schlechte Qualität der Analysen von ESG-Daten, deren Kosten und die Inkonsistenz in Bezug auf dasselbe ESG-Thema zwischen den einzelnen Datenanbietern.
  3. Wege, um den Datenherausforderungen zu begegnen, sind die Nutzung mehrerer Datenquellen, die Sicherstellung der Transparenz von Rohdaten und die Umsetzung eigener Research-Methoden, statt sich ausschließlich auf externe Anbieter zu verlassen. Ein Viertel der Anleger wendet als Reaktion auf die ESG-Datenherausforderung unter anderem Methoden für das Datenmanagement an.
  4. Am häufigsten werden ESG-Datenanbieter für ESG-Scores und -Ratings genutzt, gefolgt von Kennzahlen für grüne Anleihen, Umweltthemen und alternative Anlagen. Zudem greifen Anleger sowohl auf Generalisten, bei denen ESG-Daten zum Gesamtangebot gehören, als auch auf spezialisierte Datenanbieter zurück, die sich auf bestimmte Aspekte von ESG-Daten, wie etwa Umweltdaten, konzentrieren. Darüber hinaus setzen Anleger bei Datenanbietern oft auf eine Kombination aus Generalisten und Spezialisten.
  5. Beim Thema ESG-Berichterstattung besteht der bei weitem häufigste Ansatz unter Anlegern darin, Daten in die bestehende Finanzberichterstattung zu integrieren. Andere Ansätze, wie die Bereitstellung von ESG-Rohdaten, dynamische Datenvisualisierungen oder statische Berichte, sind weit weniger verbreitet. Durch neue Vorschriften, wie die Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) der Europäischen Union, sowie durch die Festlegung von Netto-Null-Emissionszielen wird die Bedeutung der Berichterstattung zu ESG-Investment und Nachhaltigkeit künftig zunehmen.

Vorwort

Seit 2017 führt BNP Paribas alle zwei Jahre eine detaillierte Umfrage dazu durch, wie institutionelle Anleger wichtige Schlüsselthemen im Zusammenhang mit Investitionen nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Prinzipien (ESG) umsetzen. Für die vierte Auflage hat CoreData Research im Auftrag von BNP Paribas die Ansichten von 420 institutionellen Anlegern aus aller Welt zu einer Reihe von Fragen und Themen im Zusammenhang mit ESG-Investments erhoben.

Neben der quantitativen Befragung wurden im begrenzten Umfang auch qualitative Interviews durchgeführt, um einige der zentralen Themen der Umfrage zu vertiefen. Es wurden teilweise Zitate aus den Interviews in den Bericht aufgenommen, um die Ergebnisse der Studie zu veranschaulichen.

Beim vorliegenden Bericht handelt es sich um die erste von drei Auswertungen mit den wichtigsten Ergebnissen und Analysen aus der Umfrage 2023. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Thema ESGDaten aus Anlegersicht. Der Bedarf an zeitnahen und zuverlässigen Daten im Bereich ESG-Investment hat seit 2017 zugenommen. Mit diesem Bericht wollen wir die wichtigsten Probleme für Anleger im Hinblick auf ESG-Daten darstellen und erläutern, wie Investoren diesen Herausforderungen begegnen.

Hintergrund

In der ESG-Studie aus dem Jahr 2017 untersuchte BNP Paribas die Beziehung zwischen Asset Ownern und Asset Managern sowie wie sich die Hürden für das ESG-Investment veränderten. Die Erhebung ergab, dass der Mangel an belastbaren Daten für 55 % aller Befragten ein wesentliches Hindernis für die Umsetzung von ESG-Ansätzen darstellte. Dabei wurde bis 2019 mit einem Rückgang dieses Werts auf 15 % gerechnet. Leider ging diese Erwartung nicht in Erfüllung: In der Umfrage 2019 nannten 32 % der Teilnehmer die uneinheitliche Qualität von ESG-Daten als eines der wichtigsten Hindernisse für eine intensivere Umsetzung von ESG-Ansätzen. Für 27 % der Befragten waren widersprüchliche ESG-Ratings und -Indizes ein wesentliches Hemmnis. Im Jahr 2021 waren mehr als die Hälfte (54 %) der Anleger der Meinung, dass die uneinheitliche Datenqualität in den einzelnen Anlageklassen eines der drei größten Hindernisse für eine intensivere Umsetzung von ESG-Investment darstellt, während für 44 % widersprüchliche ESGRatings und -Indizes zu den drei größten Hürden zählten. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die Datenproblematik schon seit längerem ein massives Hindernis für Investoren darstellt, die ESG-Prinzipien bei der Anlage stärker berücksichtigen bzw. umsetzen wollen.

Der Bedarf an zeitnahen und zuverlässigen Daten im Bereich ESG-Investment hat seit 2017 aus vielerlei Gründen zugenommen. Dazu gehört der zunehmende Fokus vieler institutioneller Anleger auf die Bekämpfung des Klimawandels durch die Dekarbonisierung von Portfolios und die Zusammenarbeit mit Beteiligungsunternehmen und insbesondere mit großen Treibhausgasemittenten, um positive Veränderungen herbeizuführen. Zudem erfordern neue regulatorische Anforderungen wie die Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) der Europäischen Union mehr Transparenz bei der Offenlegung von Informationen im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit. Ein weiterer wichtiger Impuls für mehr und bessere ESG-Daten ist der zunehmende Einsatz von „Impact Investing“, mit dem Anleger einen messbaren, positiven Beitrag zu ihren ESG-Zielen leisten wollen. Im aktuellen Jahr 2023 sind ESG-Daten, wie oben zu sehen ist, für Anleger zu einem noch größeren Problem geworden: 71 % bezeichnen sie als wesentliches Hindernis für die intensivere Umsetzung von ESG-Ansätzen. Angesichts der Zunahme von ESGInvestments seit 2017 stellt sich die Frage, warum das so ist. Was sind die größten Probleme für Anleger in Bezug auf ESG-Daten und wie gehen sie mit diesen Herausforderungen um? In diesem Bericht beleuchten wir diese Fragen und wollen aufschlussreiche Antworten finden.

Die ESG-Datenherausforderung – wichtigste Erkenntnisse

Die Beschaffung von genauen und zuverlässigen Daten ist für Anleger aus verschiedenen Gründen unerlässlich, beispielsweise für die Performancemessung, das Risikomanagement, die Bewertung konkurrierender Anlagemöglichkeiten sowie das Reporting der Fortschritte beim eigenen ESG-Engagement. Der Anlageerfolg bei börsennotierten Aktien oder Anleihen hängt ja zum Teil von der Fähigkeit ab, den kontinuierlichen Strom von Marktdaten zu erfassen und zu analysieren, unbemerkte Anomalien zu finden und auszunutzen, oder aber Vermögenswerte so effizient wie möglich zu verwalten.

Durch den zunehmenden Fokus auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien bei der Anlage ist die Datennutzung für Investoren noch komplexer geworden. Anleger, die auf ESGAnlagekonzepte setzen, verlangen zunehmend nach zukunftsorientierten Daten, die auch neue Themen und Ansätze abdecken, wie z. B. Dekarbonisierung, Biodiversität oder Impact Investing. Daten im Bereich ESG-Investment können sich von den traditionell zur Bewertung von Vermögenswerten eingesetzten Datentools stark unterscheiden, da es sich vielfach eher um subjektive Beurteilungen oder Informationen handelt, die nur schwer zu ermitteln und zu erfassen sind. Infolgedessen wird der Mangel an zuverlässigen und genauen Daten oft als Hindernis für ESG-Investments angeführt. Um diese Herausforderungen in Bezug auf ESGDaten zu adressieren, müssen Anleger Wege finden, mit qualitativ schlechten, unvollständigen oder inkonsistenten Daten umzugehen. Hierbei geht es zum Beispiel um interne Methoden für das Datenmanagement sowie die Zusammenarbeit mit Externen, um die Datenqualität zu verbessern.

ANLEGER, DIE AUF ESG-ANLAGEKONZEPTE SETZEN, VERLANGEN ZUKUNFTSORIENTIERTE DATEN, DIE AUCH NEUE THEMEN ABDECKEN

Datenmängel stellen die grösste Hürde für das ESG-Investment dar

Auf die Frage nach den größten Hindernissen für eine stärkere Berücksichtigung von ESG-Kriterien in ihren Portfolios nannten mehr als sieben von zehn Befragten (71 %) unvollständige und uneinheitliche Daten. Dieses Ergebnis war generell in allen Regionen und bei allen Anlegertypen konsistent, mit einer Ausnahme: Lediglich 58 % der betrieblichen Pensionsfonds gaben diesen Punkt als erhebliches Hindernis an. Stattdessen wurden in dieser Gruppe häufiger eine mangelnde interne und externe Unterstützung sowie Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von ESG-Kriterien mit treuhänderischen Pflichten als wesentliche Hemmnisse genannt. Nach Aussage eines Spezialisten für ESG-Investment bei einem betrieblichen Pensionsfonds in den USA ist der Mangel an Engagement auf höchster Ebene im Unternehmen das größte Hindernis für die Einführung von ESGStrategien. „Das Thema hat für die wichtigsten Entscheidungsträger einfach keine Priorität, was uns vor Probleme stellt. Wir sind ein 18-Milliarden-Dollar- Unternehmen mit einem ESG-Team bestehend aus lediglich zwei Personen“, meint er.

Wesentliches hindernis für die intensivere umsetzung von ESG-ansätzen

Nach unvollständigen und uneinheitlichen Daten folgten „Greenwashing“ (61 %) sowie die Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von ESGKriterien mit treuhänderischen Pflichten (53 %) als wesentliche Hindernisse. Über die Regionen hinweg herrscht bei dieser Frage ein relativ hoher Konsens. Bei Hedgefonds- und Private-Equity-Managern wurden die Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von ESG-Kriterien mit treuhänderischen Pflichten weniger häufig als wesentliche Hürde angegeben (45 % gegenüber 53 % insgesamt). Ein Grund dafür könnte sein, dass einige Befragten in dieser Gruppe gezielt auf ESG-Investments setzen, um das Risikomanagement zu verbessern, und Nachhaltigkeit daher als positiven Faktor betrachten – möglicherweise vor dem Hintergrund der Nachfrage von Anlegern nach Hedgefonds und Private-Equity-Fonds mit positiver ESG-Bilanz.

Hedgefonds und Private-Equity-Fonds könnten aufgrund des höheren Maßes an Kontrolle über die hier im Spiel befindlichen privaten Vermögenswerte auch auf das Impact Investing zurückgreifen, bei dem ein positiver Beitrag zu ESG-Kriterien ein wichtiges Ziel ist.

BETRIEBLICHE PENSIONSFONDS NENNEN MANGELNDE INTERNE UND EXTERNE UNTERSTÜTZUNG SOWIE SCHWIERIGKEITEN BEI DER VEREINBARKEIT VON ESG-KRITERIEN MIT TREUHÄNDERISCHEN PFLICHTEN ALS WESENTLICHE HEMMNISSE

Neben den vorstehenden Ergebnissen stimmten zwei Drittel (66 %) der Befragten der Aussage zu, dass die Durchführung von Klimaanalysen für ihre Anlagepolitik immer wichtiger wird. Viele Anleger haben sich inzwischen mit ihren Anlageportfolios zu einem Netto-Null-Ziel verpflichtet. Voraussetzung hierfür sind Daten zu Kohlenstoffemissionen, damit die Portfolios dekarbonisiert werden können. Dazu ein Nachhaltigkeitsexperte bei einem niederländischen Vermögensverwalter: „Wir konnten uns erst im Jahr 2020 auf Klimaziele und Ziele für den CO2-Ausstoß festlegen, weil es davor keine zuverlässigen Daten zum CO2-Ausstoß und keine weltweit einheitlichen Definitionen gab.“ Ihm zufolge haben sich zwar die Daten in Bezug auf Scope 1 und 2 verbessert, die Scope-3-Daten seien jedoch immer noch ein Problem. Er fügte hinzu: „Bei anderen Themen wie z. B. der Biodiversität ist es noch viel zu früh, um eindeutige KPIs, Ziele und Vorgaben zu formulieren, da man nur sehr schwer an die entsprechenden Daten herankommt.“

Und dort wo ESG-Daten bereitgestellt werden, können Inkonsistenzen und Unvollständigkeit ein Problem darstellen, wie die Ergebnisse zeigen. Die Ansichten über den Umgang damit gehen unter den Anlegern auseinander. Teilweise wird die Inkonsistenz und Unvollständigkeit der Daten für unvermeidlich aber doch beherrschbar gehalten. So sagte beispielsweise ein ESG-Anlagespezialist bei einem US-Pensionsfonds: „Mir ist bewusst, dass die Datenanbieter jeweils unterschiedliche Prozesse haben. Um uneinheitliche Daten zu vermeiden, muss man sich mit dem Anbieter auseinandersetzen. Als sehr großer Asset Owner stimmt etwas nicht, wenn wir Unternehmen X nicht ans Telefon bekommen können, um uns bei einem speziellen Thema mehr Klarheit zu verschaffen.“ Ein Anlageverwalter bei einem europäischen auf Impact Investing spezialisierten Asset Manager meinte: „Wir sind ein aktiver Investor und Daten sind nur ein Aspekt. Eine Anlage wirklich zu verstehen, ist viel wichtiger.“

Allerdings können Probleme mit ESG-Daten es einem Unternehmen erschweren, maßgeschneiderte Benchmarks einzusetzen, die ihre ESG-Anlagepolitik widerspiegeln. So erläuterte ein Mitglied im Anlageausschuss eines europäischen Anbieters von Altersvorsorgeprodukten, dass man für die Aktien- und Rentenportfolios im Unternehmen maßgeschneiderte Benchmarks wolle, bei denen drei der übernommenen UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) sowie das selbst festgesetzte Ziel zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes berücksichtigt sind. „Die Hürde hier ist das fehlende Wissen und die mangelnde Bereitschaft einiger Anbieter, die versuchen, uns in Richtung standardisierter Benchmarks zu drängen“, erklärte er. Aussagen wie diese und andere Erkenntnisse der Umfrage machen deutlich, dass ESG-Daten den Bedürfnissen von Anlegern noch nicht vollständig entsprechen.

Fokus auf ESG-investment und nordamerika

Aus den Ergebnissen dieser Umfrage geht hervor, dass es in Bezug auf das Thema ESG-Investment häufig Unterschiede zwischen nordamerikanischen Investoren und ihren Pendants in anderen Ländern gibt. So ist es beispielsweise weniger wahrscheinlich, dass sich nordamerikanische Anleger bis zu einem bestimmten Datum (etwa 2050) zur Erreichung eines Netto-Null-Ziels verpflichten (28 % gegenüber 41 % weltweit). Andererseits ist die Integration von Zielen im Bereich Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion (Diversity, Equity and Inclusion, DEI) in die Anlagepolitik bei nordamerikanischen Befragten eher ein wichtiges ESG-Ziel (54 % gegenüber 41 % weltweit).

INVESTOREN IM ALLGEMEINEN HABEN BEDENKEN HINSICHTLICH DES POLITISCHEN WIDERSTANDS GEGEN ESG-INVESTITIONEN; IN NORDAMERIKA SIND ES 48 % DER BEFRAGTEN

Ein Grund für diese Diskrepanz zwischen Investoren in Nordamerika und anderen Regionen ist die Tatsache, dass 40 % der Anleger insgesamt Bedenken wegen des politischen Widerstands gegen Investitionen nach ESG-Kriterien haben, der Anteil aber in den USA bei 48 % liegt. Die Besorgnis über den politischen Widerstand gegen ESG-Investments ist jedoch auch in einer Reihe anderer Länder stark ausgeprägt, darunter die Niederlande, Schweden, Dänemark, Spanien und Singapur. Ein US-amerikanischer Asset Owner merkte an, dass der politische Widerstand gegen ESG einigen eine bequeme Ausrede biete: „Wenn man aus echter Überzeugung handelt und das ESGEngagement nicht etwa von Signalen oder Marktrauschen diktiert wird, macht man weiter. Wenn man aber ohnehin nur halbherzig bei der Sache war, dann ist es ein Grund, auszusteigen.“

Die Datenherausforderungen bei ESG- und Nachhaltigkeitsthemen

Anleger sind bei der Arbeit mit ESG-Daten mit gleich mehreren Problemen konfrontiert. Dabei sind die drei größten Herausforderungen die schlechte Qualität der Analysen von ESG-Daten (46 %), die Kosten für ESG-Daten (40 %) und die Inkonsistenz in Bezug auf dasselbe ESG-Thema zwischen den einzelnen Datenanbietern (40 %). Weitere genannte Schwierigkeiten waren unter anderem die mangelnde Transparenz bei Nichtfinanz-Daten (31 %), die Aggregation auf Portfolioebene (34 %) sowie zu stark auf die Vergangenheit bezogene Daten (25 %).

Was die Unterschiede nach Region oder Anlegertyp betrifft, so zählten für die europäischen Befragten (46 %) und für die Asset Manager (48 %) eher die Kosten für ESG-Daten zu den drei größten Herausforderungen. Bei den Hedgefonds- und Private-Equity-Manager (52 %) und den Befragten im Raum Asien-Pazifik (51 %) war es die schlechte Qualität der Analysen von ESG-Daten. Innerhalb der Region Asien-Pazifik gaben die Befragten in China am ehesten an, dass die schlechte Qualität der Analysen von ESG-Daten eine Herausforderung darstellt (67 %). Dazu der Chief Investment Officer eines chinesischen Asset Owners: „Es ist sehr schwierig, auf unserem heimischen Markt ausreichende, zuverlässige Daten zu beschaffen. Bei börsennotierten Unternehmen ist es möglich, aber unterhalb dieses Levels wird es sehr problematisch.“ Für die europäischen Studienteilnehmer stellen die Kosten für ESG-Daten möglicherweise deshalb ein größeres Problem dar als in Nordamerika und der Region Asien-Pazifik, da die Europäer eher mehrere Anbieter nutzen, um ihren Datenbedarf zu Themen wie Umwelt oder ESG-Scores und -Ratings zu decken, wodurch sich ihre Kosten für die Datenbeschaffung erhöhen.

Die größten herausforderungen bei der beschaffung und nutzung hochwertiger daten zu ESG- und nachhaltigkeitsthemen

KOSTEN FÜR ESG-DATEN STELLEN FÜR ASSET OWNER EIN GERINGERES PROBLEM DAR (32 %) ALS FÜR ASSET MANAGER (48 %)

Eine weitere Ausdifferenzierung besteht darin, dass die Kosten für ESG-Daten für Asset Owner ein geringeres Problem darstellen (32 %) als für Asset Manager (48 %). Dies dürfte daran liegen, dass Asset Manager mehr Daten kaufen müssen, um die ESGAusrichtung ihrer Anlageprodukte und -strategien zu gewährleisten, da sie andernfalls regulatorische Probleme oder „Greenwashing“-Vorwürfe riskieren.

Als Reaktion auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit ESG-Daten ergreifen Anleger diverse Maßnahmen. Nahezu zwei Drittel (65 %) von ihnen sagen, dass sie mehrere Datenquellen heranziehen und vergleichen, während 45 % die Transparenz der Quellen der Rohdaten sicherstellen und 37 % auf eigene Research-Methoden setzen, wie z. B. die Erstellung von Benchmarks oder internen ESG-Scores, statt sich ausschließlich auf externe Anbieter zu verlassen.

Dabei hat jede Region eigene Präferenzen: Die Studienteilnehmer in Nordamerika greifen eher auf die Nutzung und den Vergleich verschiedener Datenquellen zurück (72 % gegenüber 65 % insgesamt), Europäer sind etwas eher geneigt, die Transparenz der Quellen der Rohdaten sicherzustellen (49 % gegenüber 45 % insgesamt) und Befragte in der Region Asien-Pazifik setzen eher auf eigene Research- Methoden (43 % gegenüber 37 % insgesamt) und stellen außerdem die Transparenz der Quellen der Rohdaten sicher (52 % gegenüber 45 % insgesamt).

Betrachtet man die Anlegertypen, so stellen Hedgefonds und Private-Equity-Firmen am häufigsten die Transparenz der Quellen der Rohdaten sicher (60 %), gefolgt von Asset Managern (47 %) und betrieblichen Pensionsfonds (45 %) sowie Versicherungsgesellschaften (42 %).

Wenn Anleger Abweichungen zwischen den Datenanbietern feststellen, befassen sie sich teilweise eingehender mit den Daten und der Art ihrer Generierung. Ein europäischer Asset Manager erläuterte, dass er die Daten mit seinen Portfoliomanagern abgleiche, die häufig die betreffenden Unternehmen gut kennen. Man trete auch in den Dialog mit den Unternehmen, wenn es Unterschiede zwischen ihrem Reporting und den Kennzahlen der Datenanbieter gebe. Er fügte hinzu: „Wie stehen im Dialog mit unseren drei Datenanbietern und den Unternehmen.“ Bei einem kanadischen Staatsfonds wird einem Investment Director zufolge ein umfassender Abgleich zwischen den Datenanbietern durchgeführt, ein Prozess, den er als „Datenreinigung“ bezeichnet. Ein australischer Asset Manager eines Pensionsfonds erklärte, dass er sich um die Überprüfung von ESG-Daten bemühe: „Wir haben unsere eigenen Vorstellungen dazu, wie Unternehmen nach diversen Kennzahlen zu bewerten sind. Wenn wir Unstimmigkeiten feststellen, überprüfen wir die Daten.“ Er fügte hinzu, dass dies auch eine Überprüfung der zugrunde liegenden Philosophien der Anbieter beinhalten könnte: „Wir wollen eine möglichst große Übereinstimmung zwischen unserer eigenen Philosophie und der des Anbieters.“

HEDGEFONDS UND PRIVATE-EQUITYFIRMEN STELLEN AM HÄUFIGSTEN DIE TRANSPARENZ DER QUELLEN DER ROHDATEN SICHER 60%

Unternommene schritte zur vermeidung von datenherausforderungen in bezug auf ESG

Wie Anleger Methoden für das Datenmanagement auf ESG-Daten anwenden

Ein viertel der Teilnehmer gab an, dass zur individuellen Aufbereitung von ESG-Daten entsprechende Methoden für das Datenmanagement implementiert wurden. Bei den Hedgefonds- und Private-Equity- Anbietern erhöhte sich dieser Wert auf 38 %, während er bei den Asset Ownern lediglich bei 21 % lag. Bezogen auf Regionen ist der Wert im Asien- Pazifik-Raum am höchsten (32 %), gegenüber 25 % in Europa und 19 % in Nordamerika. Die 25 % aller Befragten, die Methoden für das Datenmanagement anwenden, wurden zu den Verfahren befragt, die sie bei der Verwaltung von ESG-Daten einsetzen. Die Hälfte von ihnen gab an, dass sie intensive Datenqualitätsprüfungen durchführen, darunter auch das Füllen von Lücken, 44 % nutzen nur einfache Regeln zur Portfolioaggregation, während 41 % neue ESG-Datenfelder erstellen, indem sie mehrere Datenquellen und Rohdaten nutzen.

Von anlegern angewandte verfahren für das management von ESG-daten

Bei den Methoden für das Datenmanagement kommen unter Umständen auch Annahmen oder Schätzungen zur Anwendung, um Lücken zu füllen. Ein Studienteilnehmer bei einem großen dänischen Anbieter von Altersvorsorgeprodukten kommentierte: „Manchmal müssen wir das Gesetz der großen Zahlen anwenden, manchmal geht es um Durchschnittswerte oder um grobe Schätzungen. Wir bemühen uns, unter den gegebenen Umständen und angesichts der Tatsache, dass die Daten lückenhaft oder irreführend sein oder in viele Richtungen weisen können, das Beste daraus zu machen.“ Für Anleger können solche Methoden für das Datenmanagement allerdings auch eine Herausforderung darstellen, wenn sie bei ihren Anbietern zum Einsatz kommen. Dazu ein Portfoliomanager aus der Region Asien-Pazifik: „Werden bestimmte Aktien von einem Anbieter nicht abgedeckt, so ist es nach unserer Erfahrung durchaus üblich, dass er eine Art maschinellen Lernalgorithmus anwendet. Dann gerät man tatsächlich in eine Welt der Schätzungen, denn dieser Algorithmus geht davon aus, dass zwei Unternehmen in derselben Branche im Wesentlichen identisch sind. Der hohe Schätzungsgrad einiger Anbieter ist für uns eine Herausforderung.“

Doch derartige Datenmanagementansätze können in ihrer Reichweite durchaus auch innovativ sein. Ein Beispiel für die Entwicklung neuer ESG-Daten wurde von einem niederländischen Asset Manager angeführt, der sich auf Immobilien spezialisiert hat. Das Unternehmen wollte physische Risiken einem Stresstest unterziehen und ist daher eine Partnerschaft mit einer großen Versicherung eingegangen: „Wir sind die Immobilienspezialisten, sie sind die Experten, wenn es darum geht, das Klimarisiko zu bewerten. Wir haben unsere Datenbanken zusammengeführt, also einen echten Big-Data-Ansatz gewählt. Jede Gewerbeimmobilie weltweit ist in unserer Datenbank erfasst. Wir bewerten spezifische Risiken in Bezug auf Überschwemmungen, Erdbeben, Wirbelstürme usw. in unseren Systemen.“ Ein Spezialist für ESG-Investments bei einem nordamerikanischen Pensionsfonds erzählte, dass man mit einem renommierten wissenschaftlichen Experten ein Forschungsprojekt dazu durchführe, wie sich Aktien aus Sicht von Labour-Management-Standards entwickeln. „Ich hoffe, dass wir innerhalb eines Jahres langsam das finanzielle Risiko auf der Ebene der Vermögenswerte besser verstehen können,“ erklärte er.

25%
DER TEILNEHMER GAB AN, DASS ZUR INDIVIDUELLEN AUFBEREITUNG VON ESGDATEN ENTSPRECHENDE METHODEN FÜR DAS DATENMANAGEMENT IMPLEMENTIERT WURDEN

Einsatz mehrerer Datenanbieter für ESG-Daten

Anleger arbeiten mit einer Reihe von ESG Datenanbietern zusammen, um ESG-Faktoren in verschiedenen Anlageklassen besser zu verstehen und mit unterschiedlichen Funktionen von der Berechnung des CO2-Fußabdrucks bis hin zu Ausübung von Stimmrechtsvollmachten bei Hauptversammlungen. Es kommen hierbei sowohl Generalisten als auch spezialisierte Datenanbieter sowie eine Kombination von mehreren Anbietern zum Einsatz. Bei den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung greifen beispielsweise 55 % der Anleger auf einen Generalisten oder einen Full-Service- Anbieter zurück, der neben ESG-Daten auch eine breite Palette an Investmentdaten anbietet, wie z. B. Bonitätseinstufungen von Anleihen. Betrachtet man die Nutzung von Generalisten, Spezialisten oder einer Kombination aus mehreren Anbietern in Bezug auf eine große Bandbreite von Szenarien bei ESG-Investments, so werden Generalisten von 40 % der Befragten eingesetzt, 24 % nutzen Spezialisten und 35 % setzen auf eine Kombination aus mehreren Anbietern.

Bereiche, in denen generalisten, spezialisten oder mehrere anbieter eingesetzt werden

Für manche Szenarien, wie z. B. ESG-Scores/-Ratings, ist die beliebteste Option die Kombination mehrerer Anbieter (43 %), gefolgt von Generalisten (39 %) und Spezialisten (18 %). Die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung gibt es seit 2015, somit haben sich die Generalisten inzwischen recht gut darauf einstellen können. Geht es aber um die Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei alternativen Anlagen wie etwa Private Equity, Immobilien oder Infrastruktur, so nutzen Anleger mit höherer Wahrscheinlichkeit unterschiedliche Anbieter zur Beschaffung von ESG-Daten. In diesem Bereich greifen 45 % auf eine Kombination aus mehreren Anbietern zurück, 30 % beauftragen Spezial- oder Nischenanbieter. Bei alternativen Anlagen beauftragen Asset Manager mit höherer Wahrscheinlichkeit sowohl spezialisierte Datenanbieter (34 % gegenüber 30 %) als auch eine Kombination aus mehreren Anbietern (54 % gegenüber 45 % insgesamt).

Bei einem europäischen Asset Manager kommentierte der Chief Sustainability Officer die Probleme mit ESG-Daten für unterschiedliche Anlageklassen so: „Unsere ESG-Richtlinien für öffentliche Märkte sind relativ gut entwickelt, weil uns die Daten vorliegen. Bei Private Equity, Private Debt, Immobilien, Infrastruktur und landwirtschaftlichen Flächen werden die ESG-Richtlinien erst in den nächsten Jahren entwickelt, da die Datenbeschaffung noch nicht so weit fortgeschritten ist. Dabei sind die potenziellen Auswirkungen viel größer. Wir haben zum Beispiel seit zwei Jahren einen Fonds für nachhaltige landwirtschaftliche Flächen, aber man muss die Daten selbst sammeln, weil es in diesem Bereich keine Datenanbieter gibt.“ Dieser Kommentar verdeutlicht, warum bei alternativen Anlageklassen häufiger mehrere Datenanbieter zum Einsatz kommen.

ANLEGER ARBEITEN MIT EINER REIHE VON ESG-DATENANBIETERN ZUSAMMEN, UM ESG-FAKTOREN IN VERSCHIEDENEN ANLAGEKLASSEN BESSER ZU VERSTEHEN

In einigen Ländern ist das Angebot an ESG-Daten von Drittanbietern immer noch begrenzt. Dazu ein chinesischer Asset Owner: „Generell sind die Datenquellen am chinesischen Markt weniger vollständig als in den USA, wo es Anbieter wie Bloomberg gibt. Aber das Angebot an ESG-Daten wird immer besser und ich gehe davon aus, dass es in Zukunft schnell wachsen wird.“

Größere Anleger greifen u. U. auf mehr als einen der wichtigen Datenanbieter zurück, um so einen umfassenderen Datenbestand zu schaffen. Ein europäischer Anleger kommentierte dies so: „Wir setzen heute ESG-Daten von MSCI ein, aber auch von ISS und Sustainalytics. Zur Vervollständigung der Daten führen wir alles in einer Datenbank zusammen. Wenn uns Daten fehlen, wenden wir uns zuerst an diese drei Anbieter.“ Die Bedeutung von Daten und der Einsatz mehrerer Anbieter wurde von einem Investment Manager eines großen kanadischen Staatsfonds folgendermaßen beschrieben: „Wir haben nicht den einen Datenanbieter, wir haben Dutzende. Daten sind einer unserer größten Kostentreiber.“

Auf eine positive Entwicklung in diesem Bereich weist Marie-Gwenhaëlle Geffroy, Global Head of Sustainability for Financial Institutions (FIC) bei BNP Paribas, hin: „Wir beteiligen uns an einer Reihe von Brancheninitiativen zum Thema ESGDaten und sind der Meinung, dass solche Daten so vergleichbar wie möglich sein sollten. Um dies zu erreichen, müssen wir zusammenarbeiten, um die Rohdaten zu definieren, auf die wir zugreifen wollen, und diese in ein gemeinsames Repository speichern. Wir arbeiten aktuell mit einer Reihe von anderen Banken und Finanzinstituten an einer offenen Plattform für Klimadaten.“

Berichterstattung zu ESG-Investment und Nachhaltigkeit

Was die Präferenzen für Berichtsformate und -ansätze angeht, so ist der beliebteste Ansatz bei der Erstellung von ESG-Berichten die Integration in die bestehende Finanzberichterstattung – 72 % der Befragten stuften dies als eines der drei beliebtesten Berichtsformate und -ansätze ein, vor statischen Berichten (54 %), dynamischer Datenvisualisierung (53 %), Datensätzen und Extraktionen (49 %) und ESG-Rohdaten (48 %). Diese Ergebnisse fallen über die verschiedenen Regionen hinweg und bei den verschiedenen Anlegertypen recht einheitlich aus. Eine Abweichung besteht jedoch darin, dass Asset Manager eher dynamische Datenvisualisierungen (58 %) und weniger statische Berichte (49 %) bevorzugen. Dies dürfte auf den Wunsch der Asset Manager nach aktuelleren Berichtsformaten zurückzuführen sein. Im Gegensatz dazu wählen Hedgefonds und Private-Equity-Firmen seltener die dynamische Datenvisualisierungen (38 %) und setzen eher auf statische Berichte (62 %), möglicherweise weil es sich um kleinere Organisationen handelt, die über weniger Ressourcen im Bereich IT oder Reporting verfügen.

Ein Grund für die Beliebtheit der integrierten ESG-Berichterstattung besteht darin, dass die Aufsichtsbehörden zunehmend eine verstärkte Offenlegung von ESG- und Nachhaltigkeitsfaktoren fordern. Ein Vorstandsmitglied eines europäischen Pensionsfonds äußerte sich dazu wie folgt: „Laut der europäischen Gesetzgebung müssen wir immer mehr Informationen in unseren Geschäftsbericht aufnehmen, der derzeit von unserem externen Wirtschaftsprüfer geprüft wird.“ Infolgedessen müssen Anleger sicherstellen, dass die für ihren Geschäftsbericht verwendeten ESG-Daten exakt sind und begründet werden können. Die Verfügbarkeit von ESG-Rohdaten könnte zudem als Input für die Berichterstattung und als Hilfestellung für Anlageentscheidungen nützlich sein.

ANLEGER MÜSSEN SICHERSTELLEN, DASS DIE FÜR IHREN GESCHÄFTSBERICHT VERWENDETEN ESG-DATEN EXAKT SIND UND BEGRÜNDET WERDEN KÖNNEN

Fazit

Das oberste Ziel für Anleger ist die Beschaffung hochwertiger Daten für ein möglichst breites Spektrum von Anlageklassen, da sie zunehmend ESG-Kriterien und nachhaltige Anlagen in Privatmärkte, Immobilien, Infrastruktur und sonstige Anlageklassen integrieren wollen.

Marie-Gwenhaëlle Geffroy von BNP Paribas zieht folgendes Fazit: „ESG-Daten müssen Anlegern dabei helfen, Portfolios zu bewerten, Risiken zu steuern und die aktuellen und historischen Auswirkungen der ESG-Bestandteile auf die Performance und die Strategie zu berücksichtigen. Wenn wir Nachhaltigkeit als Chance nutzen wollen, ist es wichtiger denn je, dass ESG-Daten in die Anlagestrategien eingebettet werden.“ In diesem Sinne lassen sich ESG-Daten mit einem Kompass vergleichen, der Anlegern dabei hilft, ihren Kurs zu bestimmen und die besten Wege zu Rendite und Impact zu finden. Wie ein Kompass oder ein GPS-Gerät müssen auch ESG-Daten exakt sein, jederzeit zur Verfügung stehen und so aufbereitet sein, dass die Ergebnisse in den Gesamtansatz der Anleger integriert werden können, wenn sie ihren Anforderungen an eine nachhaltige und verantwortungsvolle Anlage vollständig gerecht werden sollen.

[1] Emissionen in Scope 1, 2 und 3 bezeichnen verschiedene Kategorien von Kohlenstoffemissionen. Unter Scope 1 fallen Emissionen, die direkt aus den Aktivitäten des Unternehmens entstehen, während Scope 2 indirekte Emissionen umfasst, die bei der Erzeugung der zugekauften Energie entstehen. Emissionen in Scope 3 sind schwerer vom Unternehmen zu kontrollieren, da es sich um indirekte Emissionen handelt, die in der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens entstehen. Sie stammen z. B. von Kunden, die Produkte des Unternehmens nutzen, oder von Lieferanten, die Produkte herstellen, die vom Unternehmen eingesetzt werden.

Zweiter Beitrag: Trends bei nachhaltigen Anlagen

Vorwort

Nachhaltiges Anlegen entwickelt sich entsprechend den Bedürfnissen der Investoren dynamisch weiter. Das überrascht kaum, wenn man bedenkt, dass es die drei Säulen der Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) umfasst, die alle von neuen Ideen und Innovationen betroffen sind. So berücksichtigt der ökologische Ansatz bei nachhaltigen Anlagen inzwischen auch neu aufkommende Fragestellungen wie etwa den Verlust von Biodiversität und den Klimawandel, während die Debatte zu den Themen Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion in die sozialen Aspekte einfließt. Darüber hinaus möchten Investoren im Rahmen ihrer Governance-Agenda zunehmend mit den Unternehmen, in die sie investieren, als aktive Eigentümer in Bereichen zusammenarbeiten, die ihnen Priorität einräumen.

Bei nachhaltigen Anlagen kommt auch eine breite Palette an Investmentansätzen zum Einsatz, die vom negativen Screening und Ausschlüssen über ESG-Integration bis hin zu den immer beliebter werdenden Ansätzen des Impact- und thematischen Investierens reicht. Diese Ansätze werden mittlerweile auf die meisten Anlageklassen angewandt, einschließlich privater Märkte und alternativer Anlagen. Gleichzeitig gilt es, makroökonomische Themen wie z. B. die Zinswende und die Rückkehr der Inflation oder geopolitische Risiken zu berücksichtigen. Im Bereich des ESG-Investments variiert zudem der Schwerpunkt je nach Region. So ist beispielsweise eine Verpflichtung zu Netto-Null bei nordamerikanischen Investoren weniger häufig anzutreffen als bei Anlegern in Europa oder der Region Asien-Pazifik. Aber sie integrieren eher Ziele im Bereich Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion (Diversity, Equity and Inclusion – DEI) in ihre Anlagepolitik. Vor diesem Hintergrund zeichnen sich nachhaltige Anlagen heute durch Komplexität und Vielschichtigkeit aus und rücken gleichzeitig immer mehr in den Mittelpunkt der Anlageziele vieler Investoren.

Hintergrund

Die früheren ESG Global Surveys der BNP Paribas zeigen, wie sich ESG-Investments bei institutionellen Anlegern in den vergangenen sechs Jahren entwickelt haben. Im Jahr 2017 ergab die erste Umfrage, dass ESG-Investments weit verbreitet sind und 79 % der Befragten ESG-Aspekte in ihre Anlageform einbeziehen. Der Einsatz von ESG-Investments war zwar recht gängige Praxis, dafür aber relativ begrenzt. Nur knapp die Hälfte (48 %) der Asset Owner investierten mehr als 25 % ihrer Vermögenswerte in spezifische ESG-Strategien. Bei Asset Managern zeigte sich ein ähnliches Bild. Allerdings war bei der Einbindung von ESG-Faktoren sowohl bei Asset Managern als auch bei Asset Ownern ein Aufwärtstrend zu verzeichnen: Beide Gruppen gaben an, dass ESG-Strategien oder -Fonds künftig einen größeren Anteil ihrer Investitionen ausmachen würden.

Die Studie des 2019 durchgeführten ESG Global Survey ließ erkennen, dass ESG-Investments sich zunehmend etabliert hatten. So gaben 75 % der Asset Owner an, mehr als 25 % ihrer Vermögenswerte in ESG-Fonds zu investieren.

Auch die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (United Nations Sustainable Development Goals – SDGs) hatten an Bedeutung gewonnen: Knapp zwei Drittel (65 %) der Anleger richteten ihre Anlagepolitik daran aus. Als wichtigste Motivation für ESG-Investments nannten etwas mehr als die Hälfte (52 %) der Anleger eine bessere langfristige Rendite. Bei 47 % der Befragten standen Markenimage und Reputation im Vordergrund.

institutionellen Anlegern zugenommen: 37 % der Befragten verpflichteten sich ganz oder teilweise, durch ihre Investitionen ein Netto-Null-CO²-Emissionsziel zu erreichen, und weitere 36 % prüften, ob sie eine solche Verpflichtung eingehen können. Diese Ergebnisse spiegeln die Bedeutung der Bekämpfung des Klimawandels für Investoren in Folge des Pariser Klimaabkommens von 2015 wider, das darauf abzielt, die globale Erwärmung auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Zudem reagierten Anleger auf neue Vorschriften, wie z. B. die EU-Verordnung zur Offenlegung nachhaltiger Finanzen (Sustainable Finance Disclosure Regulation – SFDR), sowie auf die Forderungen ihrer internen und externen Stakeholder. Zu den weiteren wichtigen Erkenntnissen der Studie zählt die Tatsache, dass das „S“ in ESG weiterhin als die am schwierigsten zu analysierende und zu integrierende Säule angesehen wurde, während das Thema Markenimage und Reputation (59 %) als größte Motivation für ESG-Investments die Erzielung besserer langfristigen Renditen (45 %) überholt hatte.

Gibt es im Jahr 2023, wo Themen wie der Klimawandel für viele Menschen vordringlich geworden sind, einen Konsens über die Bedeutung nachhaltiger Anlagen für Investoren? Wie lässt sich das auf die Anlagestrategien übertragen? Wie setzen Investoren die Verpflichtung zu einem Netto-Null-Ziel um? Und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Investoren in verschiedenen Regionen beim Thema nachhaltige Anlagen? In diesem Bericht werden diese und andere Aspekte rund um das Thema nachhaltiges Investieren beleuchtet.

Gibt es inzwischen einen Konsens darüber, was eine nachhaltige Anlage für Anleger bedeutet?

Wie Investoren nachhaltige Anlagen definieren – Wichtigste Erkenntnisse

Im Rahmen der diesjährigen Studie ESG Global Survey wurden die Teilnehmer nach dem wichtigsten Element in ihrer Definition von nachhaltigen Anlagen gefragt. Ein wesentlicher Punkt hat sich dabei herauskristallisiert: Es besteht kein Konsens über das wichtigste Element, da nur drei Elemente auf globaler Basis mehr als 10% und keines mehr als 22% erreichen. Daran erkennt man, wie sehr die Umstände des jeweiligen Anlegers einen Einfluss darauf haben wie er nachhaltiges Investieren sieht und welche Prioritäten er setzt.

Das beliebteste Element ist für 22 % der Befragten, dass es die eigenen Kriterien ihrer Organisation zur Definition nachhaltiger Investments erfüllt. Dies ist für nordamerikanische Anleger das bei weitem wichtigste Element: 42 % der US-amerikanischen und 30 % der kanadischen Investoren wählten es. Im Gegensatz dazu sind nur 18 % der Anleger in der Region Asien-Pazifik bzw. 17 % der europäischen Anleger der Meinung, dass das wichtigste Element bei der Definition nachhaltiger Anlagen darin besteht, dass es die eigenen Kriterien ihrer Organisation erfüllt.

IN NORDAMERIKA URTEILEN INVESTOREN NACH IHREN EIGENEN PRIORITÄTEN DARÜBER, WAS WIRKUNGSVOLL IST. ABER IN DEN REGIONEN EUROPAS UND ASIENS MIT EINER RELATIV HÖHEREN REGULIERUNGSÜBERWACHUNG, BESTEHT WENIGER UNKLARHEIT FÜR DEN MARKT, BESTIMMTE NACHHALTIGKEITSTHEMEN HERVORZUHEBEN

Diese regionalen Abweichungen verdeutlichen die Unterschiede bei der Regulierungsaufsicht. In Nordamerika, wo es nur ein geringes Maß an Regulierung bei ESG-Themen gibt, legen Investoren ihre eigenen Prioritäten fest. In den Regionen Europa und Asien hingegen, die im Vergleich stärker reguliert sind, haben die Marktteilnehmer weniger Spielraum bei der Auswahl bzw. Priorisierung von Nachhaltigkeitsthemen.

Wenngleich Organisationen in Europa und in der Region Asien-Pazifik jeweils eigene Ansichten haben, werden sie eher durch politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden sowie durch Regierungen oder einflussreiche Investoren beeinflusst. Der CIO einer chinesischen Versicherungsgesellschaft erklärte, man wolle damit beginnen, Kapital in ESG-Produkte zu investieren, „weil in China, die Regierung und die Regulierungsbehörde Unternehmen dazu drängen, ihre ESG-Fortschritte zu beschleunigen.“ Für einige europäische Anleger ist der entsprechende Treiber die Umsetzung von im Pariser Abkommen vereinbarten Klimazielen. Dies wiederum veranlasst die Investoren dazu, sich zu einem Netto-Null-Ziel zu verpflichten und ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Das sind zwei Beispiele dafür, wie Anleger in der Region Asien-Pazifik und in Europa oftmals von einer Top-Down-Strategie und der Regulierung geleitet werden, während nordamerikanische Investoren eher einen Bottom-up-Ansatz verfolgen.

ASSET OWNER STIMMEN EHER ZU, DASS DAS WICHTIGSTE ELEMENT EINER NACHHALTIGEN INVESTITION IST, DASS ES IHRE EIGENEN KRITERIEN FÜR DIE DEFINITION EINER NACHHALTIGEN INVESTITION ERFÜLLT

Asset Owner (27 %) sind auch eher als Asset Manager (18 %) oder Hedgefonds und Private-Equity-Firmen (18 %) der Meinung, dass das wichtigste Element einer nachhaltigen Anlage darin besteht, dass es die eigenen Kriterien für die Definition einer nachhaltigen Anlage erfüllt. Hierbei dürften Asset Manager, Hedgefonds und Private-Equity-Firmen unter dem Einfluss ihrer Kunden stehen, wenn es um die Definition einer nachhaltigen Anlage geht.

ANLEGER ZU DEN WICHTIGSTEN ELEMENTEN BEI EINER NACHHALTIGEN ANLAGE

Insgesamt ist das zweit beliebteste, von einem Fünftel (20 %) der Teilnehmer gewählte Element bei der Definition einer nachhaltigen Anlage, dass ein messbarer, positiver Einfluss auf ESG-Kriterien gegeben sein muss. Allerdings sinkt dieser Wert in Nordamerika auf 13 %, im Vergleich zu 20 % in Europa und 25 % in der Region Asien-Pazifik. Das Gesamtergebnis lässt erkennen, warum Impact Investing immer mehr zu einem wichtigen ESG-Ansatz wird (Definitionen von Impact Investing und anderen Methoden im Bereich ESG-Investment finden). Beispielsweise antwortete der Asset Manager eines australischen Super funds folgendermaßen auf die Frage nach der Definition nachhaltiger Anlagen: „Eine nachhaltige Anlage wäre ein Unternehmen bzw. Vermögenswert, das bzw. der in erster Linie Renditen erwirtschaftet, jedoch ohne dabei unsere Nachhaltigkeitsziele z. B. in Bezug auf Dekarbonisierung oder Arbeitsstandards zu gefährden.“ In anderen Fällen kann Impact Investing sogar noch grundlegender sein.

Ein Geschäftsführer eines auf Impact Investing spezialisierten niederländischen Asset Managers meinte: „Der Brundtland-Bericht[1] und die darin enthaltene Definition einer nachhaltigen Entwicklung bildet nach wie vor die Grundlage für unser Handeln. Wir möchten nicht, dass unsere Investitionen für zukünftige Generationen oder bereits jetzt gefährdete Gesellschaften negative Auswirkungen haben.“

Während die ersten beiden Elemente bei der Definition einer nachhaltigen Anlage recht subjektiv sein können, ist das drittplatzierte Element eher objektiv: Die Ausrichtung an einem ESG-Ziel oder -Pfad, wie dem Pariser Abkommen oder einem Netto-Null-Ziel. Dies wählten 16 % der Teilnehmer insgesamt, der Wert in der Region Asien-Pazifik lag jedoch bei lediglich 13 %. Unter den Asset Ownern (13 %) war dieses Element weniger beliebt als bei Asset Managern (17 %) sowie Hedgefonds und Private-Equity-Firmen (22 %). Für letztere ist die Objektivität wahrscheinlich ein Vorteil, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit eines Fonds oder einer Strategie für potenzielle Anleger und andere Fondsselektoren transparent aufzuzeigen.

Wichtigste ESG-Ziele der Anleger

Für Anleger sind ihre wichtigsten ESG-Ziele ausschlaggebend dafür, wie sie ESG-Investments in ihre Anlageportfolios integrieren. Auf globaler Ebene zeigen die Ergebnisse, dass das beliebteste ESG-Ziel darin besteht, die aktive Beteiligung dazu einzusetzen, ausgewählte ESG-Ziele bei Beteiligungsunternehmen zu fördern (46 %), noch vor der Investition eines bestimmten Betrags oder Prozentsatzes in Impact Investment (42 %), der Integration von Zielen im Bereich Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion in die Anlagepolitik (41 %), einer Verpflichtung zu Netto-Null bis zu einem bestimmten Datum (41 %) und der Veräußerung eines bestimmten Prozentsatzes von kohlenstoffintensiven Anlagen bzw. deren Ausschluss (36 %).

Diese Angaben beziehen sich alle auf die aktuell wichtigsten Ziele. Mit Hinblick auf die nächsten zwei Jahre ist eine festgelegte Reduzierung des CO2-Fußabdrucks eines Anlegers unter Anwendung der Methodik für Scope 1, 2 und 3[2] mit 50 % das am häufigsten gewählte wichtigste Ziel, noch vor der Verpflichtung zu Netto-Null (48 %), der Anlage in kohlenstoffarme Vermögenswerte und der aktiven Beteiligung (45 %). Bei Betrachtung dieser Ergebnisse wird deutlich, dass sich die wichtigsten ESG-Ziele der Anleger in den nächsten zwei Jahren stärker auf den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und auf die Dekarbonisierung konzentrieren werden, und zwar in allen drei Regionen.

WELTWEIT ZEIGEN DIE ERGEBNISSE, DASS DAS WICHTIGSTE ESG-KERNZIEL DARIN BESTEHT, DURCH AKTIVE ÜBERNAHME VON VERANTWORTUNG ZUR FÖRDERUNG AUSGEWÄHLTER ESG-ZIELE BEIZUTRAGEN

Die Äußerungen der Anleger in einer Reihe von qualitativen Interviews bestätigen das Nebeneinander wichtiger ESG-Ziele und die Bedeutung von Zielen im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung. So kommentierte beispielsweise ein ESG-Anlagespezialist bei einem US-Pensionsfonds im Gesundheitssektor: „Wir haben einen CO2-Fahrplan erstellt, passend zu unserem Netto-Null-Ziel. Dazu kommen die fünf Säulen unserer ESG-Strategie, die sich auf gesundheitliche Chancengleichheit, Klimawandel, DEI, Kreislaufwirtschaft und Datensicherheit für Patienten konzentrieren.“ Ein niederländischer Asset Manager äußerte sich wie folgt: „Wir haben im Jahr 2020 Klimaziele festgelegt, die am Pariser Abkommen ausgerichtet sind. In der Zwischenzeit haben wir bei der Verringerung unseres CO2-Fußabdrucks recht gute Fortschritte gemacht.“

Regional betrachtet ist unter den nordamerikanischen Investoren sowohl in Kanada als auch in den USA ein deutlicher Anstieg bei den wichtigen ESG-Zielen im Bereich Dekarbonisierung zu verzeichnen.

WICHTIGSTE ESG-ZIELE DER ANLEGER NACH REGION

So erhöht sich der Anteil der Anleger in Kanada, die eine Verpflichtung zu Netto-Null eingehen, von derzeit 37 % auf 57 % in den nächsten zwei Jahren. In den USA liegen die entsprechenden Werte bei 23 % und 43 %.

Diese Ergebnisse passen nicht zur weit verbreiteten Meinung, dass US-Investoren weniger an nachhaltigen Investitionen interessiert sind als Anleger in anderen Ländern. Für Investoren in den USA spielen möglicherweise Anlagechancen in den Bereichen grüne Energie und Cleantech als neue Impulsgeber hier eine Rolle. Ein nordamerikanischer Asset Owner unterstrich diesen Ansatz wie folgt: „Unsere Nachhaltigkeitsziele drehen sich um unsere Maßnahmen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen, z. B. durch die Investition in Elektrofahrzeuge, erneuerbare Energien usw.“

WICHTIGSTE ESG-ZIELE DER ANLEGER NACH ORGANISATIONSART

Mit Blick auf die weiteren Ergebnisse bei den wichtigsten ESG-Zielen jetzt und in den nächsten zwei Jahren lassen sich einige interessante Trends ausmachen. Beispielsweise wird die aktive Beteiligung (oder der „Active-Ownership-Ansatz“) in Europa in den nächsten zwei Jahren von der Spitzenposition (51 %) auf den fünften Platz (39 %) bei den wichtigsten ESG-Zielen abrutschen. Gleichzeitig wird die Verpflichtung zu Netto-Null und die Integration von DEI-Zielen in die Anlagepolitik für europäische Investoren wichtiger. Es ist anzunehmen, dass sich die Anleger bei der Frage nach den wichtigsten ESG-Zielen in den nächsten zwei Jahren naturgemäß eher auf Bereiche konzentrieren, in denen sie ihre Aktivitäten verstärken wollen. So beabsichtigen europäische Anleger möglicherweise, ihre aktive Beteiligung fortzuführen und konzentrieren sich beim Blick in die Zukunft auf Bereiche, in denen sie mehr tun wollen, wie etwa die Integration von DEI-Zielen in die Anlagepolitik.

Der künftige Anstieg in Europa und im Raum Asien-Pazifik in diesem Bereich könnte hier die entscheidende Erkenntnis sein, während nordamerikanische Investoren, von denen 54 % diesen Faktor bereits zu den wichtigsten ESG-Zielen zählen, dazu übergehen, diesen zwar beibehalten, aber ihre Aktivitäten in anderen Bereichen verstärken.

Gleichzeitig ist es gut möglich, dass zentrale ESG-Ziele dann an Wichtigkeit verlieren, wenn Anleger das Gefühl haben, dass sie an ihre Grenzen kommen. So wird der Ausstieg aus kohlenstoffintensiven Vermögenswerten als wichtiges ESG-Ziel bei Investoren in der Region Asien-Pazifik von jetzt 38 % in den nächsten zwei Jahren auf 34 % zurückgehen. Dies dürfte die Tatsache widerspiegeln, dass die Reduktion mit der Zeit immer schwieriger wird. Sind die einfacheren Ziele erst einmal erreicht, gilt es für Anleger, Diversifizierung, Sektor-Engagement und den gesamten Portfolioaufbau zu berücksichtigen, wodurch der Ausstieg aus Investitionen erschwert wird, da der Pool an kohlenstoffintensiven Anlagen kleiner wird.

Zu dieser Vermutung bezüglich Investoren in der Region Asien-Pazifik passen auch die Ergebnisse, dass mehr Anleger in dieser Region in den nächsten zwei Jahren die Verringerung ihres CO2-Fußabdrucks sowie spezifische Investitionen in kohlenstoffarme Vermögenswerte als wichtige ESG-Ziele festlegen werden. Die Werte steigen für Ersteres von 28 % auf 51 % und für Letzteres von 32 % auf 52 %.

Aus diesen Daten geht hervor, dass Anleger in der Region Asien-Pazifik insgesamt den Klimawandel aktiv angehen. Daraus lässt sich außerdem ableiten, dass die Verpflichtung zu Netto-Null bei Investoren in dieser Region als wichtiges Ziel an Bedeutung zunehmen wird. Gleichzeitig haben Investoren in Nordamerika, die verstärkt die Veräußerung oder den Ausschluss kohlenstoffintensiver Anlagen planen, möglicherweise das Gefühl, dass sie hier mehr tun können, während europäische Anleger, bei denen mit Blick auf Veräußerungen oder Ausschlüsse die Entwicklung stabil bleibt, diese als eine sinnvolle Option im Rahmen eines Mitwirkungsansatzes betrachten.

Bei allen drei Anlegertypen gibt es gemeinsame Trends, darunter insbesondere das stärkere Setzen auf eine festgelegte Verringerung des CO2-Fußabdrucks unter Anwendung der Methodik für Scope 1, 2 und 3 (von derzeit 35 % auf 50 % in den nächsten zwei Jahren auf Gesamtbasis) sowie die spezifische Investition in kohlenstoffarme Vermögenswerte (Anstieg von derzeit 35 % auf 45 % in den nächsten zwei Jahren auf Gesamtbasis). In beiden Fällen planen alle drei Anlegertypen, diese Aktivitäten als wichtige ESG-Ziele zu intensivieren. Es ist dabei anzunehmen, dass diese Ziele zusammenhängen: Das Ziel eines verringerten CO2-Fußabdrucks führt eben zu Investitionen in kohlenstoffarme Vermögenswerte. Diese Zielsetzungen hängen mit ziemlicher Sicherheit mit dem Vorsatz zusammen, eine Verpflichtung zu Netto-Null einzugehen, was bei Asset Managern stark und bei Hedgefonds und Private-Equity-Firmen in etwas geringerem Umfang zunimmt. Daraus geht hervor, dass Investoren einen starken Impuls für Maßnahmen zur Dekarbonisierung empfinden, wobei der Einsatz von Scope 1, 2 und 3 zur Messung des CO2-Fußabdrucks hier für mehr Klarheit und Transparenz sorgt.

Bei der Betrachtung nach Anlegertypen besteht ein wesentlicher Unterschied darin, dass mehr Asset Owner (43 %) die Veräußerung von kohlenstoffintensiven Vermögenswerten aktuell als wichtiges Ziel nennen, im Vergleich zu 33 % der Asset Manager und 25 % der Hedgefonds und Private-Equity-Firmen. Hier kommt es in den nächsten zwei Jahren allerdings zu einer Trendumkehr: Bei Asset Ownern (32 %) wird dieser Ansatz als wichtiges Ziel an Bedeutung abnehmen und bei Asset Managern (47 %) sowie bei Hedgefonds und Private-Equity-Firmen (40 %) zunehmen. Ein denkbarer Grund hierfür ist, dass Asset Owner der Meinung sind, dieses Thema bereits angepackt zu haben und daher für die Zukunft keine weiteren Maßnahmen planen. Asset Manager, Hedgefonds und Private-Equity-Firmen hingegen liegen bei den Themen Veräußerung und Ausschluss weiter zurück und sind sich bewusst, dass sie künftig mehr tun müssen.

Als weiterer möglicher Faktor kommt hinzu, dass Asset Owner, wie z. B. große Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften, unter größerem Druck stehen, sich von kohlenstoffintensiven Vermögenswerten zu trennen, um das entsprechende Engagement zu reduzieren und den Anforderungen ihrer Investoren besser (eher?) gerecht zu werden. Dazu Delphine Queniart, Head of Sustainable Finance Client Engagement Global Markets bei BNP Paribas: „Finanzinstitute berücksichtigen Nachhaltigkeitsaspekte zunehmend systematisch in ihren Anlagestrategien und integrieren nachhaltige Anlagen schrittweise bei den gängigen Anlageklassen, von Aktien bis hin zu anderen Anlageklassen. Die Ansätze und Schwerpunkte dieser Institute hängen eng mit ihren Stakeholdern und dem von ihnen festgelegten Rahmen zusammen. Wir beobachten, dass das Klima (Dekarbonisierung und Pfade) derzeit zwar Priorität genießt, Themen wie DEI, soziale Faktoren, Umweltthemen und der Verlust der Biodiversität sowie Governance aber als wichtige Aspekte für die aktive Beteiligung an Bedeutung gewinnen.“

Wie Anleger Nachhaltigkeit in ihren Portfolios berücksichtigen

23%
Fast ein Viertel der Befragten gab an, dass mindestens 50 % ihrer Aktieninvestitionen ESG-Faktoren beinhalten

Bei institutionellen Anlegern werden ESG-Anlagekonzepte in der Regel zunächst in den Mainstream-Anlageklassen umgesetzt, üblicherweise bei Aktien, und dann mit der Zeit auf weitere Anlageklassen wie Anleihen, Privatmärkte, Immobilien usw. ausgeweitet.

Dieser Trend wird deutlich, wenn Anleger gefragt werden, bei welchem Prozentsatz ihrer Investitionen in verschiedenen Anlageklassen ESG-Investmentansätze zum Einsatz kommen. Nahezu ein Viertel der Befragten (23 %) gab an, dass bei 50 % oder mehr ihrer Aktienanlagen ESG-Kriterien eine Rolle spielen. Bei Anleihen sagten 15 % der Teilnehmer, dass bei 50 % oder mehr ihrer Anlagen ESG-Aspekte berücksichtigt werden. Auch in den Bereichen Private Debt und Private Equity spielen ESG-Faktoren eine Rolle: Hier berücksichtigen 17 % der Befragten bei 50 % oder mehr ihrer Anlagen in Private Debt/Private Equity ESG-Aspekte.

EINSATZ VON ESG NACH ANLAGEKLASSE (% DER BEFRAGTEN, BEI DENEN 50 % ODER MEHR DER ANLAGEN ESG-KRITERIEN BERÜCKSICHTIGEN)

Im Allgemeinen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass europäische Anleger bei 50 % oder mehr ihrer Anlagen in den oben genannten Anlageklassen ESG-Faktoren integrieren als Investoren in der Region Asien-Pazifik oder in Nordamerika, wobei Kanada eine Ausnahme bildet. Die Länder mit dem höchsten Anteil an Befragten, die bei mehr als 50 % ihrer Aktienanlagen ESG-Kriterien berücksichtigen, sind Kanada (43 %), Frankreich (40 %), Schweden (33 %), Dänemark (45 %), Spanien (30 %) und das Vereinigte Königreich (33 %). Im Gegensatz dazu setzen nur 5 % der US-Teilnehmer ESG-Faktoren bei 50 % oder mehr ihrer Aktienanlagen ein. Bei US-Anlegern liegt der Anteil der Befragten, die zwischen 1 % und 25 % ihrer Aktienanlagen unter Berücksichtigung von ESG-Gesichtspunkten tätigen, mit 57 % höher als der Gesamtwert von 37 %.

Ein ähnliches Muster zeigt sich beim Thema ESG im Anleihebereich: Hier integrieren mehr Investoren in Europa als in Nordamerika oder der Region Asien-Pazifik ESG-Kriterien bei 50 % oder mehr ihrer Investitionen in festverzinsliche Anlagen.

Für Investoren bringt die Ausweitung der Palette an Anlageklassen, die für ESG-Investment herangezogen werden, diverse Herausforderungen mit sich. Der Anlageverwalter eines europäischen Pensionsfonds kommentierte folgendermaßen: „Auf der Kreditseite besteht das Problem insbesondere bei Leveraged Loans, dass weniger als 10 % der Unternehmen nicht börsennotiert sind und Daten nur sporadisch vorliegen. Oftmals muss man den Sektor- oder Branchendurchschnitt für ein Unternehmen heranziehen, wenn man keine konkreten Zahlen hat.“ Dieselbe Herausforderung kann sich bei Vermögenswerten an privaten Märkten ergeben. Dazu ein europäischer Asset Manager: „Bei Private Equity, Private Debt, Immobilien, Infrastruktur und landwirtschaftlichen Flächen werden unsere ESG-Richtlinien erst in den nächsten Jahren entwickelt, da die Daten hinterherhinken. Dabei sind die potenziellen Auswirkungen viel größer.“

Im Allgemeinen ist es wahrscheinlicher, dass europäische Anleger 50 % oder mehr ihrer Anlagen in den oben genannten Anlageklassen unter Einbeziehung von ESG-Faktoren anlegen als nordamerikanische und APAC-Anleger

Eingesetzte Methoden bei nachhaltigen Anlagen

Anleger wenden beim ESG-Investment ein breites Spektrum an Ansätzen an, wobei sich das Bild mit der Zeit ändert. Derzeit ist die ESG-Integration der am häufigsten angewandte Ansatz, der bei 70 % der Anleger weltweit zum Einsatz kommt, gefolgt von negativem Screening (54 %), thematischem Investment (47 %) und Impact Investing (45 %).

Bei der Nutzung dieser Methoden liegen europäische Investoren ganz vorne: 75 % setzen die ESG-Integration ein, 54 % das negative Screening, 53 % investieren in die besten Titel in einem bestimmten Sektor und 52 % setzen auf Impact Investments. Anleger im Raum Asien-Pazifik wenden vor allem das negative Screening an (62 % gegenüber 54 % weltweit). Auch wenn der prozentuale Anteil dieser ESG-Ansätze bei nordamerikanischen Investoren niedriger liegt, sind die ESG-Integration und das negative Screening beides Methoden, die dort aktuell bevorzugt werden. Nach Organisationsart betrachtet, stechen Asset Owner hier mit dem Einsatz der aktiven Beteiligung hervor (51 % gegenüber 46 % insgesamt), während Asset Manager stärker auf negatives Screening und Impact Investing setzen als die meisten Befragten. Hedgefonds und Private-Equity-Firmen liegen mit der ESG-Integration zwar über dem Durchschnitt der Befragten, setzen aber weniger stark auf die aktive Beteiligung und das Impact Investments.

ESG-INTEGRATION IST VON 70 % DER INVESTOREN WELTWEIT DER AM MEISTEN VERWENDETE ANSATZ

Nachhaltige Anlagen bzw. ESG-Investmentansätze erklärt

ESG-Integration bedeutet, dass finanziell wesentliche ESG-Erwägungen bei Investmententscheidungen berücksichtigt werden. Anleger sind der Ansicht, dass sie dadurch das Risikomanagement verbessern und zukünftige Renditen steigern können.

Negatives Screening besteht aus dem Einsatz eines Rasters bzw. Filters, um bestimmte Anlagen, wie z. B. Unternehmen mit negativen ESG-Merkmalen, oder Aktivitäten oder Sektoren, die ein Anleger vermeiden will, auszuschließen.

Best-in-class-Investment bedeutet, dass Anleger sich darauf konzentrieren, Unternehmen zu finden, die in Bezug auf ESG-Kriterien besonders gut abschneiden. Dieser Ansatz kann eingesetzt werden, wenn Anleger in Sektoren investieren, in denen viele Unternehmen eine schlechte ESG-Bilanz aufweisen, aber ein gewisses Engagement im Sektor trotzdem als wichtig erachtet wird.

Thematisches Investment bedeutet, sich auf Aktivitäten zu konzentrieren, die von langfristigen Trends profitieren, wie z. B. die Verlagerung auf erneuerbare Energien und Cleantech.

Impact Investing ist das Investieren mit dem Ziel, eine positive, messbare Wirkung in Bezug auf ESG-Kriterien zu erzielen und dabei gleichzeitig eine finanzielle Rendite zu erwirtschaften.

Aktive Beteiligung bezieht sich auf die Zusammenarbeit der Aktionäre mit Beteiligungsunternehmen über den Dialog, Ausübung der Stimmrechte und andere Maßnahmen, mit dem Ziel, den Ansatz des Unternehmens in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen positiv zu beeinflussen. Wenn Aktionäre dabei feststellen, dass die aktive Beteiligung nicht zum gewünschten Ergebnis führt, können sie sich letztendlich dazu entschließen, sich von ihrer Beteiligung am Unternehmen zu veräußern oder zu verkaufentrennen.

ESG-ANSÄTZE JETZT UND INNERHALB DER NÄCHSTEN ZWEI JAHRE NACH REGION

Befragt zu den Methoden, von denen sie erwarten, dass sie in den nächsten zwei Jahren eine Rolle spielen werden, zeigen sich bei den Teilnehmern einige interessante Änderungen im Vergleich zu den aktuell angewandten Ansätzen. Der Fokus auf die ESG-Integration wird voraussichtlich abnehmen (70 % auf 52 %), ebenso wie das negative Screening (54 % auf 44 %), während die Impact Investments von 45 % auf 54 % zulegen. Auch die aktive Beteiligung steigt von 46 % auf 50 %. Beim Einsatz der Best-in-Class-Methode, wo Anleger die besten Aktien in einem bestimmten Sektor anhand einer ESG-Scorecard auswählen, ist ein kleiner Anstieg von 43 % auf 46 % zu verzeichnen. Hier ist anzumerken, dass Impact Investments und aktive Beteiligung Ansätze für ESG-Investment sind, die positive Veränderungen durch die Art und Weise bewirken sollen, wie Kapital investiert wird und wie Investoren ihre Verantwortung als Eigentümer wahrnehmen. Man kann den Standpunkt vertreten, dass Best-in-Class-Investment ähnlich funktioniert, da es die Auswahl der besten Anlagen in einem Sektor aus ESG-Perspektive beinhaltet.

Ein stärkerer Einsatz dieser Methoden passt zu den Plänen der Investoren, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern und auf Netto-Null-Ziele hinzuarbeiten.

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass diese Entwicklung in allen drei Regionen zu beobachten ist. Impact Investments werden von derzeit 39 % bei nordamerikanischen Investoren und 38 % bei Investoren in der Region Asien-Pazifik auf 46 % bzw. 58 % zunehmen. In Europa steigt der Wert für Impact Investments von jetzt 52 % auf 56 % innerhalb der nächsten zwei Jahre. Bei der aktiven Beteiligung findet ein Anstieg von 50 % auf 53 % statt. Die Zunahme beim Einsatz von Impact Investments ist auch bei Asset Ownern (41 % auf 51 %), Asset Managern (52 % auf 58 %) sowie bei Hedgefonds und Private-Equity-Firmen (38 % auf 53 %) zu beobachten. Letztere Gruppe erwartet auch einen starken Zuwachs bei der aktiven Beteiligung als Instrument, und zwar von 35 % auf 53 %.

Die Nutzung von Impact Investing wird voraussichtlich von derzeit 39 % der nordamerikanischen und 38 % der APAC-Investoren auf 46 % bzw. 58 % der Anleger steigen

ESG-ANSÄTZE JETZT UND INNERHALB DER NÄCHSTEN ZWEI JAHRE NACH ANLEGERTYP

Prioritäten für die aktive Beteiligung bei ESG-Investment

Vor dem Hintergrund, dass das Interesse an der aktiven Beteiligung zunimmt, sind die Themen, die Anleger jetzt und in den nächsten zwei Jahren als vorrangig ansehen, besonders relevant. Mit großem Abstand haben der Klimawandel und die Dekarbonisierung aktuell oberste Priorität: 76 % der Befragten wählten diese Antwort vor sozialen Themen im Zusammenhang mit Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion (43 %), einem gerechten Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft[3] (42 %), Umweltschäden und Verlust der Biodiversität (40 %) sowie sozialen Themen im Zusammenhang mit Arbeitnehmerrechten, fairer Behandlung des Personals und Bezahlung (35 %). Der hohe Stellenwert, der dem Klimawandel und der Dekarbonisierung eingeräumt wird, gilt für alle drei Regionen und für Asset Owner, Asset Manager, Hedgefonds und Private-Equity-Firmen gleichermaßen. Dies deckt sich mit den anderen Ergebnissen der Studio, wie etwa der Zunahme der Verpflichtung zu Netto-Null und der Veräußerung oder dem Ausschluss von kohlenstoffintensiven Vermögenswerten als wichtige ESG-Ziele.

Themen, die jetzt und in den nächsten zwei Jahren als vorrangig bei der Stimmrechtsausübung, Mitwirkung und bei möglichen Investitionsänderungen betrachtet werden

Beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft wird die aktive Zusammenarbeit mit Unternehmen zum Thema Kohlenstoffemissionen als entscheidend betrachtet.

In den nächsten zwei Jahren planen Anleger ihre Stimmrechtsausübung, ihre Mitwirkung und mögliche Investitionsänderungen, wie etwa Veräußerungen und Ausschlüsse, auf eine große Bandbreite an ESG-Themen auszuweiten, wobei einige deutliche regionale Unterschiede erkennbar sind. Insgesamt betrachtet sind der Klimawandel und die Dekarbonisierung für lediglich 32 % der Anleger in den nächsten zwei Jahren vorrangige Themen – eine enorme Veränderung gegenüber dem heutigen Wert von 76 %. Angesichts des breiten Interesses von Investoren am Thema Dekarbonisierung, das sich in ihren wichtigsten ESG-Zielen widerspiegelt, kann dieses Ergebnis dahingehend interpretiert werden, dass Anleger einer Reihe von Themen mehr Aufmerksamkeit schenken wollen. Es geht nicht darum, die Themen Klimawandel und Dekarbonisierung aufzugeben. In diesem Zusammenhang haben Investoren möglicherweise auch Prozesse aufgebaut, um sich mit Unternehmen zur Dekarbonisierung auszutauschen, was zu einer gezielteren Zusammenarbeit bei Klimafragen führen dürfte. Beispielsweise äußerte sich ein europäischer Asset Manager wie folgt: „Generell hat der Großteil unserer Beteiligungsunternehmen eine Reihe von wissenschaftsbasierten Zielen beschlossen, die mit unseren Erwartungen und Vorstellungen übereinstimmen. Wo dies nicht der Fall ist, arbeiten wir gemeinsam darauf hin.“ Eine europäische Asset Managerin erläuterte, dass sie aufgrund der durch die SFDR zur Verfügung gestellten ESG-Daten aktuell dabei ist, den impliziten Temperaturanstieg (Implied Temperature Rise – ITR) als Parameter heranzuziehen. Dieser Indikator gibt das Erwärmungspotential des Klimaschutzplans eines Unternehmens an. „Wir setzen uns mit dem Thema derzeit intensiv auseinander und wollen das ITR im Rahmen unserer Mitwirkung nutzen. Im Mittelpunkt dürften die Unternehmen stehen, die am stärksten gefährdet sind,“ erklärte sie.

In Europa und der Region Asien-Pazifik werden in den nächsten zwei Jahren die Themen Umweltschäden und Verlust der Biodiversität für mehr Anleger als heute von zentraler Bedeutung sein, während für nordamerikanische Investoren ein gerechter Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft wichtiger wird. Wir beobachten zudem, dass soziale Themen, sowohl im Hinblick auf DEI-Aspekte als auch auf Arbeitnehmerrechte, in Europa und in der Region Asien-Pazifik an Bedeutung gewinnen, nicht jedoch in Nordamerika, wo deren Wichtigkeit abnimmt. Auch diese Entwicklung ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass nordamerikanische Investoren zukünftige Maßnahmen in Bezug auf DEI-Themen weniger stark priorisieren, da diese bei ihnen bereits seit einiger Zeit einen Schwerpunkt bilden, während Anleger in der Region Asien-Pazifik und in Europa ihre Aktivitäten in diesem Bereich gezielt verstärken wollen. Die USA waren jedoch die einzige Region, in der die Mehrheit der Investoren der Meinung war, dass der gerechte Übergang in den nächsten zwei Jahren für ihre Strategie eine hohe Priorität haben wird. Ein möglicher Grund hierfür ist, dass sich Anleger aufgrund der Bedeutung des Öl- und Gassektors für die US-Wirtschaft darüber im Klaren sind, dass ein gerechter Übergang zur Unterstützung der Gemeinschaften und Arbeitnehmer notwendig wird, die derzeit vom Öl- und Gassektor abhängig sind, wenn dieser durch grünere Energie ersetzt wird.

Für Asset Owner werden die folgenden Themen für die aktive Beteiligung immer mehr an Bedeutung gewinnen: Umweltschäden und Verlust der Biodiversität (Anstieg von 40 % auf 49 %), soziale Themen rund um DEI (Anstieg von 36 % auf 49 %), soziale Themen rund um Arbeitnehmerrechte (Anstieg von 36 % auf 43 %) sowie Governance-Themen (Anstieg von 29 % auf 40 %). Bei den Asset Managern zeigen sich die größten Zuwächse bei sozialen Themen rund um Arbeitnehmerrechte (Anstieg von 34 % auf 49 %) und bei Governance-Aspekten (Anstieg von 34 % auf 41 %), gefolgt von einem gerechten Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft (Anstieg von 41 % auf 46 %). Bei Hedgefonds und Private-Equity-Firmen wiederum ist ein Anstieg bei Umweltschäden und Verlust der Biodiversität (von 31 % auf 49 %), einem gerechten Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft (von 42 % auf 53 %), sozialen Themen rund um Arbeitnehmerrechte (von 38 % auf 44 %) sowie bei Governance-Aspekten (von 24 % auf 31 %) zu verzeichnen.

DIE USA WAREN DIE EINZIGE REGION, IN DER EINE MEHRHEIT DER INVESTOREN DEN GERECHTEN ÜBERGANG IN DEN NÄCHSTEN ZWEI JAHREN ZU EINER HÖCHSTEN PRIORITÄT IN IHREN STRATEGIEN ANSIEHT

OBERSTE PRIORITÄT BEI STIMMRECHTSAUSÜBUNG, MITWIRKUNG UND MÖGLICHEN INVESTITIONSÄNDERUNGEN

Insgesamt zeigen die Umfrageergebnisse, dass die 50 % der Teilnehmer, die die aktive Beteiligung im Rahmen ihrer ESG-Anlagepolitik einsetzen möchten, in den nächsten zwei Jahren gleich mehrere Themen in den Vordergrund stellen wollen. Während Klimawandel und Dekarbonisierung aktuell oberste Priorität haben, werden bald auch andere Aspekte in den Köpfen der Anleger an Bedeutung gewinnen. Auf die Frage, wie sich ihr Ansatz der aktiven Beteiligung entwickeln wird, antwortete ein europäischer Asset Manager: „Gesundheit wird in Zukunft ein Thema sein, was auf die Ernährungsumstellung einzahlt und auch mit der Biodiversität zusammenhängt. Ein weiterer Faktor für uns ist die Kreislaufwirtschaft, die sich auf die Materialumstellung auswirkt.“

Während der Klimawandel und die Dekarbonisierung derzeit eine zentrale Priorität haben, werden bald auch andere Themen in den Köpfen der Anleger an Bedeutung gewinnen

Weitere Schritte der Anleger in Richtung eines kohlenstoffarmen Wirtschaftsmodells

41%
DIE ERGEBNISSE DIESES JAHRES ZEIGEN, DASS ETWAS MEHR ALS VIER VON ZEHN INVESTOREN DAS WICHTIGSTE ZIEL HABEN, BIS ZU EINEM BESTIMMTEN DATUM NETTO-NULL ZU ERREICHEN

Die Studie ESG Global Survey im Jahr 2021 ergab, dass das Thema Netto-Null ein wichtiger Bestandteil von ESG-Investments war, da institutionelle Anleger mit der Einführung eines Netto-Null-Emissionsziels bis zu einem bestimmten Datum, üblicherweise 2050, begannen, um dadurch das Pariser Abkommen zur Eindämmung des Klimawandels zu unterstützen. Damals hatten sich 37 % der Investoren öffentlich zu einem Netto-Null-Ziel verpflichtet, während 36 % aktiv die Umsetzbarkeit einer Netto-Null-Strategie im eigenen Unternehmen untersuchten.

Aus den aktuellen Ergebnissen geht jetzt hervor, dass etwas mehr als vier von zehn Anlegern (41 %) als wichtiges Ziel die Verpflichtung zu Netto-Null bis zu einem bestimmten Datum, wie z. B. 2050, verfolgen. Für den Zeitraum der nächsten zwei Jahre steigt diese Zahl auf nahezu die Hälfte aller Anleger (48 %), wobei es kaum Unterschiede in den drei Regionen gibt.

Ein Blick auf die Daten zeigt, dass erwartungsgemäß ein enger Zusammenhang zwischen Investoren mit einer Verpflichtung zu Netto-Null als eines ihrer wichtigsten ESG-Ziele und der Anzahl der von ihnen durchgeführten Dekarbonisierungsmaßnahmen besteht. Während aktuell insgesamt 41 % der Anleger eine Verpflichtung zu Netto-Null als wichtiges ESG-Ziel haben, steigt dieser Wert auf 48 % bei Investoren, die drei oder mehr Dekarbonisierungsmaßnahmen umsetzen. Darüber hinaus geben 44 % der Anleger an, dass die Dekarbonisierung ihres Portfolios jetzt oder in den nächsten zwei Jahren eine hohe oder höchste Priorität hat. Bei Anlegern, die drei oder mehr Dekarbonisierungsmaßnahmen umsetzen, erhöht sich dieser Anteil auf 61 %.

Wie sie bereits gezeigt haben, setzen Anleger als Mittel für die Dekarbonisierung ihrer Portfolios auf die Untergewichtung kohlenstoffintensiver Sektoren oder die Investition ausschließlich in die besten ESG-Performer (44 %), den Ausschluss kohlenstoffintensiver Sektoren (43 %) und die aktive Beteiligung (37 %). Danach folgen Schritte zur Messung ihres CO2-Fußabdrucks unter Verwendung von Scope-1- und Scope-2-Emissionen (35 %) und der wichtigsten Auswirkungen ihrer Portfolios auf die Kohlenstoffemissionen (34 %), gefolgt von weiteren Schritten wie etwa der Zusammenarbeit mit anderen Asset Ownern (29 %) und dem Einsatz von Emissionszertifikaten und CO2-Kompensation (26 %).

Unter den Anlegern, die drei oder mehr Maßnahmen zur Dekarbonisierung ergreifen, sind die Untergewichtung kohlenstoffintensiver Sektoren oder die Beschränkung von Investitionen auf die besten ESG-Performer (53 %), der Ausschluss kohlenstoffintensiver Sektoren (52 %) und die Berechnung des CO2-Fußabdrucks einiger oder aller ihrer Vermögenswerte (49 %) am weitesten verbreitet.

Hedge-Fonds und Private-Equity-Firmen setzen eher auf Eigenverantwortung, um gemeinsam mit den Beteiligungsunternehmen an Dekarbonisierungsbemühungen zu arbeiten

Auf regionaler Ebene tendieren Anleger in der Region Asien-Pazifik eher zur Untergewichtung von kohlenstoffintensiven Sektoren, während Europäer stärker zum Ausschluss neigen und die Instrumente CO2-Kompensation und Emissionszertifikate seltener einsetzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass nordamerikanische Investoren ihren CO2-Fußabdruck berechnen und die Auswirkungen ihres Portfolios auf die Kohlenstoffemissionen bewerten, ist etwas geringer.

DEKARBONISIERUNGSMASSNAHMEN NACH REGION

Unter den Organisationsarten sticht ein Unterschied beim Thema Dekarbonisierung hervor: Hedgefonds und Private-Equity-Firmen arbeiten eher mittels aktiver Beteiligung an den Dekarbonisierungsaktivitäten der Beteiligungsunternehmen mit (53 % gegenüber 39 % bei Asset Ownern und 30 % bei Asset Managern). Dieses Ergebnis ist gut nachvollziehbar, da Private-Equity-Firmen, die in den jeweiligen Führungsgremien vertreten sind und oft beträchtliche Anteile an den Beteiligungsunternehmen halten, über gute Möglichkeiten für eine aktive Beteiligung verfügen.

Was die Dekarbonisierung anbelangt, sind sich Anleger sehr wohl bewusst, dass sie erst am Anfang der Reise stehen, wie einige ihrer Anmerkungen verdeutlichen. So äußerte sich ein Asset Owner in den USA folgendermaßen: „Wir sind noch dabei, einen Netto-Null-Plan für 2050 zu erstellen. Wir haben mit vielen großen Pensionskassen zusammengearbeitet, die über Mitwirkungsstrategien für 200 oder gar 300 Unternehmen verfügen. Genau das wollen wir auch tun. Wir wollen bis 2040 einen Anteil von 30 % an erneuerbaren Energien in unserem Portfolio erreichen.“ Der CIO einer Versicherungsgesellschaft in China erläuterte, wie die Dekarbonisierungsaktivitäten seines Unternehmens im Einklang mit der Politik der chinesischen Regierung stehen: „Unsere allgemeine Dekarbonisierungsstrategie besteht aufgrund der staatlichen Vorgaben darin, Unternehmen zu berücksichtigen, die in der Lage sind, die Dekarbonisierungsziele der Regierung zu erreichen. Wir werden Unternehmen meiden oder uns von ihnen trennen, die nicht imstande sind, diese staatlichen Dekarbonisierungsziele zu schaffen.“ Anleger, die gezielt auf Impact Investing setzen, wie z. B. ein europäischer Asset Owner mit Schwerpunkt auf Impact Investing, haben oft ehrgeizigere Dekarbonisierungsziele: „Wir haben uns selbst zum Ziel gesetzt, über Netto-Null hinauszugehen und eine positive Wirkung zu erreichen. Hierfür gibt es eine Hierarchie. Der erste Schritt besteht darin, alle Investitionen auszuschließen, die beträchtliche negative Auswirkungen haben und nicht nachhaltig sein können, wie etwa der Sektor der fossilen Brennstoffe. Der nächste Schritt besteht in der Verringerung der negativen Auswirkungen der Anlagen im Portfolio. Wir prüfen daher, ob die Beteiligungsunternehmen einen Klimaschutzplan haben und ob ihr Handeln damit im Einklang steht.“

Festlegung von Zielen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes

Im Rahmen ihrer Dekarbonisierungsmaßnahmen müssen Investoren mit Dritten zusammenarbeiten, von anderen Anlegern bis hin zu ihren externen Asset Managern. Eine Form der Zusammenarbeit mit Asset Managern besteht darin, Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes festzulegen bzw. durchzusetzen. Insgesamt tun dies etwas mehr als die Hälfte (52 %) der Anleger. Die meisten Investoren (41 %) legen ein weiches Ziel fest oder arbeiten mit einem Asset Manager zusammen, der auf ihr Dekarbonisierungsziel ausgerichtet ist. Immerhin 11 % legen aber im Anlageverwaltungsvertrag ein hartes Ziel fest. Weitere 32 % der Anleger geben an, dass sie sich derzeit kein Ziel zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes setzen, dies aber wahrscheinlich in den nächsten zwei Jahren der Fall sein wird. Lediglich eine Minderheit von 16 % hat keine Pläne für die Einführung von Zielen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes für ihre Asset Manager.

NUR EINE MINDERHEIT, 16 %, HAT HAT KEINE PLÄNE, CO2-REDUZIERUNGSZIELE FÜR IHRE ASSET MANAGER EINZUFÜHREN

Hier nehmen die Anleger aus der Region Asien-Pazifik eine Voreiterrolle ein: 17 % haben harte Ziele festgelegt, 47 % setzen auf weiche Ziele oder eine gemeinsame Ausrichtung an der Dekarbonisierung. Europäische Investoren liegen bei 8 % mit harten Zielen und 47 % mit weichen Zielen nur leicht dahinter. In beiden Regionen planen mehr Anleger, in den nächsten zwei Jahren mit dem Einsatz von Zielen zu beginnen. Die entsprechenden Werte sind 36 % in der Region Asien-Pazifik und 30 % in Europa. Nordamerikanische Investoren liegen bei der Einführung von Zielen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes weit hinter ihren Pendants zurück: 43 % haben keine Pläne für eine Einführung, nur ein Drittel setzt sie aktuell ein.

ANLEGERAUSSAGEN ZU IHRER ANWENDUNG VON ZIELEN ZUR REDUZIERUNG DES CO2-AUSSTOSSES

Ein Asset Owner aus der Region Asien-Pazifik erläuterte, wie er sowohl weiche als auch harte Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes für seine Asset Manager einsetzt: „Einige haben das harte Ziel, 40 % unter dem Marktniveau zu liegen. Bei anderen gilt ein risikobasiertes Ziel, beispielsweise für einen Tracking Error von 25 Basispunkten. Wir wollen, dass der Manager diesen Tracking Error nutzt, um die Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu maximieren.“ Ein Asset Owner aus Europa, der treuhänderisches Management nutzt, berichtete, dass er sich mithilfe eines ESG-Dashboards die Verringerung des CO2-Ausstoßes gegenüber einer Benchmark anzeigen lassen kann.

Dieser Anleger sagte weiter, dass er beim Thema Nachhaltigkeit mit seinen Asset Managern auf einer Linie sein möchte: „Wir wollen sicher sein, dass ihr Denken in Bezug auf verantwortliches Investieren in sämtliche Prozesse integriert wird. Es wird vierteljährlich vom Treuhandverwalter überprüft, ob beim Asset Manager noch die richtige Einstellung zum verantwortlichen Investieren vorhanden ist.“

Fazit

Eines der bemerkenswertesten Ergebnisse dieser Studie ist die Vielfalt der Ansichten über die wichtigsten Elemente bei der Definition einer nachhaltigen Anlage. Dies verdeutlicht die potenziell wachsende Kluft zwischen einem weltweit einheitlichen Ansatz für nachhaltige Anlagen und den Ansichten einzelner Investoren. Die Daten unserer Studie sind hier sehr aufschlussreich, da wir einen Unterschied zwischen Nordamerika und anderen Regionen feststellen konnten: Während sich die Investoren in Nordamerika auf das konzentrieren, was für die eigene Organisation als nachhaltiger Investor wichtig ist, orientieren sich die Anleger in Europa und der Region Asien-Pazifik eher an externen Kriterien, vor allem an Regularien und politischen Signalen.

Umgekehrt zeigt die Studie aber auch, dass Investoren weltweit mittlerweile Maßnahmen im Hinblick auf den Klimawandel ergreifen. Globale Vereinbarungen wie das Pariser Abkommen von 2015 haben dazu geführt, dass sich viele Anleger Netto-Null-Emissionsziele gesetzt haben. Die Einführung von Netto-Null-Zielen ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich das Thema ESG-Investment mit der Zeit weiterentwickelt und wie Anleger bei ihren Analysen anspruchsvoller geworden sind, sodass differenziertere Daten benötigt werden. Während das ESG-Investment oftmals auf Wertvorstellungen basiert, die den Fokus bei Organisationen und Einzelpersonen verschieben können, wird bei nachhaltigen Anlagen berücksichtigt, dass ein gemeinsames Ziel – in diesem Fall die Schaffung eines nachhaltigen Wirtschafts- und Sozialmodells im Zeitalter der Erderwärmung – nur durch gemeinsames Handeln erreicht werden kann. So können sich beispielsweise Investoren in China und den USA bei der Definition von Netto-Null als Ziel einig sein, während ihre Ansichten zu anderen Aspekten von ESG-Investment möglicherweise deutlich voneinander abweichen.

Die Bedeutung nachhaltiger Anlagen mit dem Ziel der Dekarbonisierung erklärt auch, warum die Anleger von eher passiven Ansätzen, wie dem Ausschluss bestimmter Investitionen, zu aktiveren Ansätzen übergehen, wie der Ausübung einer aktiven Beteiligung und dem Einsatz von Impact Investments. Denn mit Ansätzen wie aktiver Beteiligung und Impact Investments können Investoren ihr verwaltetes Vermögen effektiver einsetzen, indem sie positive Veränderungen in den Beteiligungsunternehmen bewirken. Wenn Anleger in der Lage sind, diesen Ansatz zu skalieren, dann steigen auch die Chancen für wirksame Maßnahmen zur Unterstützung der Dekarbonisierung und des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft.

Betrachtet man das Antwortspektrum der Anleger in dieser Studie und ihre Anmerkungen dazu, so zeigt sich, dass ihre Einstellungen und Maßnahmen im Hinblick auf nachhaltige Anlagen sehr unterschiedlich sind. Wie auch in den früheren Studien ESG Global Surveys der BNP Paribas ist jedoch ein allgemeiner Trend hin zu nachhaltigen Anlagen zu erkennen. In diesem Zusammenhang sind einige vielversprechende Entwicklungen zu beobachten, wie etwa die Tatsache, dass viele Organisationen in den Regionen Asien-Pazifik und Nordamerika beim Thema nachhaltige Anlagen Fortschritte machen. Als weiteres positives Signal ist zu werten, dass das Konzept nachhaltiger Anlagen inzwischen häufig auf Anlageklassen wie Private Equity und Private Debt angewendet wird. Delphine Queniart zieht folgendes Fazit: „Die Studie zeigt, dass Anleger von eher passiven Ansätzen, wie dem Ausschluss bestimmter Anlagen, zu aktiveren Ansätzen, wie der Ausübung der aktiven Beteiligung und dem Einsatz von Impact Investments, übergehen. Da institutionelle Anleger ihre Bemühungen verstärken möchten, gewinnen die privaten Märkte für die ESG-Strategien der Anleger immer mehr an Bedeutung. Allerdings ist es nicht immer einfach, in private Märkte zu investieren, um Nachhaltigkeit und Wirkung zu erzielen. Aber trotz der Herausforderungen kann die Wirkung sehr effektiv sein und die Ergebnisse zeigen, dass Hedgefonds und Private-Equity-Firmen zu Unterstützern nachhaltiger Anlagen werden.“ Es bleibt noch sehr viel zu tun, wobei unberechenbare Unwetterereignisse eine dringende Mahnung sind, aber diese Studie zeigt, dass viele Anleger konkrete Fortschritte machen, wenn es darum geht, nachhaltiger zu investieren.

[1] Der Brundtland Report wurde 1987 von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (World Commission on Environment and Development – WCED) veröffentlicht und führte als Reaktion auf die Problematik der Vereinbarkeit von Umweltthemen mit Wirtschaftswachstum und sozialer Gerechtigkeit das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung ein. Er ist nach der früheren norwegischen Premierministerin Gro Harlem Brundtland benannt, die den Vorsitz der WCED innehatte, die auch als Brundtland Kommission bezeichnet wurde.

[2] Emissionen in Scope 1, 2 und 3 bezeichnen verschiedene Kategorien von Treibhausgasemissionen. Unter Scope 1 fallen Emissionen, die direkt aus den Aktivitäten des Unternehmens entstehen, während Scope 2 indirekte Emissionen umfasst, die bei der Erzeugung der zugekauften Energie entstehen. Emissionen in Scope 3 sind schwerer vom Unternehmen zu kontrollieren, da es sich um indirekte Emissionen handelt, die in der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens entstehen. Sie stammen z. B. von Kunden, die Produkte des Unternehmens nutzen, oder von Lieferanten, die Produkte herstellen, die vom Unternehmen eingesetzt werden.

[3] Ein gerechter Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bezieht sich auf die Notwendigkeit, Arbeitnehmer und Gemeinschaften zu unterstützen, die vom Übergang von fossilen Brennstoffen zu einer nachhaltigeren, kohlenstoffarmen Wirtschaft betroffen sind. Dabei wird anerkannt, dass es sich hierbei um einen komplexen Prozess handelt, bei dem Millionen von Arbeitsplätzen in kohlenstoffintensiven Branchen auf der ganzen Welt verschwinden und durch Arbeitsplätze in kohlenstoffarmen Tätigkeiten ersetzt werden, für die andere Qualifikationen erforderlich sind. Damit dieser Übergang auf sozial und wirtschaftlich gerechte Art und Weise gelingen kann, wird Planung, Dialog und Unterstützung für ganze Gemeinschaften in großem Maßstab erforderlich sein.

Integration von ESG-Fachwissen in die Geschäftstätigkeit

Vorwort

Umwelt-, Sozial- und Governance-Belange (ESG) rücken immer mehr ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Deshalb arbeiten institutionelle Anleger verstärkt daran, diese Aspekte in ihre Geschäftspraktiken sowie in die Art und Weise wie sie investieren zu integrieren.

Von kleinen Anfängen in den Bereichen soziale Verantwortung von Unternehmen und verantwortliches Investieren hat sich das Konzept des ESG-Investment und der ESG-Integration zu einem Ansatz entwickelt, der vielfach als unverzichtbar gilt. In diesem Beitrag befassen wir uns mit den Ergebnissen der Studie und untersuchen, wie institutionelle Anleger ESG-Aspekte in ihre Tätigkeit einbeziehen und dabei auch mit externen Partnern zusammenarbeiten.

Die Integration dieser Kriterien ist keine Einzelaufgabe mehr, sondern durchdringt mehrere Bereiche einer Investmentorganisation. Wir zeichnen diese Entwicklung nach. In der letzten Ausgabe der Studie stellte BNP Paribas fest, dass das Thema ESG eine Art Wendepunkt erreicht hatte. Die erhobenen Daten zeigten, dass die ESG-Integration in der Investmentbranche inzwischen verankert ist. Akteure können das Konzept bzw. den Ansatz nicht länger ignorieren. Es gibt kein Zurück mehr und die Einbeziehung dieser Faktoren in die Anlageprozesse gehört fast schon zum Standard.

Darüber hinaus liefert die Studie Belege dafür, dass sich die Herangehensweise an ESG-Themen weiterentwickelt. Die Mehrheit der Anleger setzt auf die ESG-Integration speziell im Zusammenhang mit ESG-Investments oder nachhaltigen Anlagen.70%Allerdings integriert nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten ESG-Kriterien in die Anlage- und Portfoliomanagementprozesse ein. Dies deutet darauf hin, dass die ESG-Integration zwar inzwischen stärker verbreitet ist, aber bis zu einem gewissen Grad nach wie vor als Silo betrieben wird und sich noch nicht auf allen Ebenen und in allen Prozessen der Organisation etabliert hat.

DIE MEHRHEIT DER ANLEGER SETZT AUF DIE
ESG-INTEGRATION SPEZIELL IM ZUSAMMENHANG MIT
ESG-INVESTMENTS ODER NACHHALTIGEN ANLAGEN

Hintergrund – Förderung der Integration

Schritt für Schritt werden ESG-Fachwissen und ESG-Daten nicht mehr nur in einem einzigen Bereich einer Organisation vorgehalten, sondern in das Organisationsgefüge von institutionellen Anlegern einbezogen und zu einem Kernbestandteil wesentlicher Prozesse. Recherchen zeigen, dass sich das Thema ESG von einem Nischenkonzept zu einer grundlegenden Praxis für institutionelle Anleger weiterentwickelt hat.

In der Anlegergemeinschaft herrscht zunehmend Einigkeit, dass die ESG-Integration nicht nur für den Aufbau eines nachhaltigen, zukunftssicheren Portfolios entscheidend ist. Sie kann vielmehr auch dazu beitragen, höhere Renditen zu erzielen, die den Bedürfnissen und Anforderungen der unterschiedlichen Stakeholder entlang der gesamten Investment-Wertschöpfungskette entsprechen. Die Studie ESG Global Survey der BNP Paribas zeigt die anhaltende Dominanz des Themas ESG-Integration auf. Auch wenn im Vergleich zur letzten Ausgabe dieser Studie weniger Teilnehmer angeben, dass sie die ESG-Integration als Ansatz im Bereich ESG einsetzen, bleibt sie nach wie vor die wichtigste Methode für institutionelle Anleger zur Anwendung dieser Kriterien innerhalb der Organisation. Der ermittelte Rückgang bei der Anwendung der ESG-Integration könnte dahingehend interpretiert werden, dass der Ansatz immer mehr zu einem wesentlichen Bestandteil der Geschäftspraktiken von Anlegern sowie ihres Tagesgeschäfts wird.

In der aktuellen Studie gabeN
70% der Anleger an,
dass sie diesen Ansatz in IHRER ORGANISATION ANWENDEN

Im Jahr 2021 nannten 75 % der Studienteilnehmer die Integration als ihren bevorzugten Ansatz. In der aktuellen Studie gaben 70 % der Anleger an, dass sie diesen Ansatz in ihrer Organisation anwenden. Ein weiterer Beleg für den anhaltenden Einfluss der ESG-Integration ist die erhebliche Diskrepanz zwischen der Anzahl der Investoren, die auf Integration setzen und denjenigen, die auf negatives Screening zurückgreifen, das bei der Gesamterhebung am zweithäufigsten zum Einsatz kommt.

Die ESG-Integration ist für Anleger zu einem Muss geworden, da die stärkere Einbeziehung dieses Ansatzes durch mehrere Faktoren begünstigt wird. Interessanterweise wird erwartet, dass die Bedeutung der ESG-Integration als Schwerpunktbereich in den kommenden zwei Jahren abnehmen wird. In dem Maße, in dem dieser Ansatz in den Organisationen der Anleger verankert wird und sich als Teil der normalen Geschäftspraxis etabliert, werden andere, eher Nischenansätze in Bezug auf ESG-Belange wie etwa das Impact Investing in den Vordergrund treten.

Aus den vorherigen Beiträgen zur diesjährigen Studie geht hervor, dass sich Anleger auf spezifischere ESG-Ziele konzentrieren, wie z. B. Netto-Null. Vor diesem Hintergrund wollen sie bestimmten ESG-Ansätzen wie Impact Investing und aktive Beteiligung, die darauf abzielen, positive Veränderungen zu bewirken, den Vorzug geben. Das heißt nicht zwangsläufig, dass die ESG-Integration nicht mehr wichtig ist, sondern lässt vielmehr erkennen, dass sich der Gesamtansatz weiterentwickelt.

In der Studie wurde die Art und Weise, wie Organisationen ESG-Belange in ihre Geschäftstätigkeit integrieren, eingehender beleuchtet. Dabei wurden die verschiedenen Bereiche, in denen die entsprechenden Grundsätze zur Anwendung kommen sowie der Umfang, in dem sie einbezogen werden, untersucht. Insgesamt setzt die Hälfte der Anleger ESG-Kriterien bei ihren Anlageentscheidungen ein. Bei den Risikomanagementprozessen liegt der Wert bei 42 %. Mehr als ein Drittel (37 %) integriert ESG-Aspekte bei der Überwachung der Einhaltung von ESG-Kriterien im Zusammenhang mit diesem Ansatz.

ESG-INTEGRATION WEITERHIN UNANGEFOCHTEN AN DER SPITZE

„Institutionelle Anleger sind sich zunehmend bewusst, wie wichtig Wahlmöglichkeiten bei der Entscheidung für externe Partner sind. Dabei ist für 48 % die Transparenz der Methodik der maßgebliche Faktor. Markenimage in Bezug auf ESG-Themen und die Bereitstellung umfassender ESG-Kompetenzen und -Fachkenntnisse sind für 41 % bzw. 37 % der Anleger ebenfalls wichtige Elemente. Die Umsetzung von ESG-Aspekten in den Strategien dieser Anleger ist nicht als Transformation, sondern als eine Erweiterung ihrer Geschäftstätigkeit zu sehen. Investoren suchen nach Partnern, die ihnen dabei helfen können, sich anhand von Transparenz, Fachkompetenz und gemeinsamen Werten in diesem neuen Umfeld zurechtzufinden“, so Sophie Devillers, Head of Sustainable Finance im Bereich Securities Services bei BNP Paribas.

Insgesamt setzt die Hälfte der Anleger ESG-Kriterien BEI IHREN Anlageentscheidungen ein

Für Anleger ist die Beurteilung der Fähigkeiten, Wertvorstellungen und Kompetenzen einer externen Organisation im Bereich ESG-Investment sehr wichtig bei der Entscheidung, mit welchen Partnern sie zusammenarbeiten wollen. „Vor der Beauftragung eines Asset Managers beschäftigt sich das Unternehmen eingehend mit den ESG-Aktivitäten des Asset Managers.

Wir wollen sichergehen, dass die Themen ESG-Denken und verantwortliches Investieren wirklich in sämtliche Prozesse integriert sind“, erklärte ein Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Anlageausschusses eines niederländischen Pensionsfonds.

ESG-INTEGRATION IN DIE INVESTITIONSBEZOGENE GESCHÄFTSAKTIVITÄT

INVESTOREN BERÜCKSICHTIGEN ASPEKTE WIE DAS PHYSISCHE RISIKO IN EINER BESTIMMTEN BRANCHE SOWOHL IM HINBLICK AUF DAS BESTEHENDE NACHHALTIGKEITSPROFIL ALS AUCH AUF DAS DAMIT VERBUNDENE ÜBERGANGSRISIKO

Diese Ausrichtung wird anschließend eng überwacht, um sicherzustellen, dass der Ansatz des Managers konsistent und zielgerichtet bleibt.

Auch die regulatorische Entwicklung unterstützt die ESG-Integration, wobei hier die europäischen Aufsichtsbehörden mit ihrem 2018 veröffentlichten Aktionsplan für nachhaltige Finanzen eine Vorreiterrolle spielen.

Einerseits haben die Aufsichtsbehörden in ihrer Herangehensweise an das Thema ESG erhebliche Fortschritte gemacht, andererseits ist festzustellen, dass diese Entwicklungen nur langsam bei der Anlegergemeinschaft ankommen, denn die europäischen Anleger weisen in ihren Risiko- und Compliance-Funktionen den geringsten Integrationsgrad auf.

Aufsichtsbehörden in anderen Regionen sind ebenfalls aktiv geworden und haben eine Reihe von Leitlinien und Regeln in Bezug auf ESG und Nachhaltigkeit eingeführt.

Relevanz für Entscheidungen – Integration in das Portfoliomanagement

REGION ASIEN-PAZIFIK UND ASSET MANAGER BEI DER ESG-INTEGRATION IN DAS PORTFOLIOMANAGEMENT FÜHREND

Wie aus den oben dargestellten Ergebnissen hervorgeht, beziehen Anleger ESG-Faktoren vorrangig in den Bereichen Portfoliomanagement und Anlageentscheidungen ein. Mehr als die Hälfte (51 %) der Asset Manager und Asset Owner gibt an, dass ESG-Fachwissen und ESG-Daten mittlerweile in das Portfoliomanagement und in Anlageentscheidungen integriert werden. Dabei ist die Berücksichtigung von ESG-Fachwissen und ESG-Daten in diesem Bereich unter Asset Managern (57 %) weiter verbreitet als unter Asset Ownern (47 %).

Asset Manager stehen in Sachen Nachhaltigkeit stark unter Handlungsdruck, da die Anforderungen ihrer Kunden in dieser Hinsicht immer dringlicher werden. Daher erscheint es logisch, dass diese Gruppe bei der Einbeziehung von ESG-Faktoren in ihre Anlageentscheidungen ganz vorne liegt.

Betrachtet man die Daten aus regionaler Sicht, so gibt ein geringerer Prozentsatz der Anleger in Nordamerika an, dass ESG-Aspekte in die Entscheidungsfindung integriert werden.

Bemerkenswerter ist aber der höhere Anteil von Anlegern in der Region Asien-Pazifik, die bei ihren Anlageentscheidungen ESG-Faktoren berücksichtigen (57 %). Obwohl Europa oft als Vorreiter in Sachen ESG gefeiert wird, lässt sich aus diesen Daten schließen, dass Investoren in der Region Asien-Pazifik eher bestrebt sind, solche Grundsätze in ihren Anlageprozess einzubeziehen und auch aktiv handeln.

Mehrere Faktoren und Branchenentwicklungen, deren Ursprünge im Bereich der sozial verantwortlichen Anlagen liegen, treiben eine stärkere Integration von ESG-Prinzipien bei der Entscheidungsfindung institutioneller Anleger voran. „Heute berücksichtigen wir ESG-Risikofaktoren in diesem Prozess [der Investmententscheidungen], da es für uns als Versicherungsunternehmen sehr wichtig ist, diese Faktoren zu kombinieren und zu überwachen“, erklärte der CIO eines Asset Owners in der Region Asien-Pazifik.

Allerdings sind ESG-Belange für einige Anleger noch kein entscheidendes Kriterium. So erklärte der Asset Manager eines öffentlichen Pensionsfonds in Australien, dass seine Organisation noch keine spezifischen Investmententscheidungen aufgrund von ESG-Analysen getroffen hat. Vielmehr wird die ESG-Dimension dazu genutzt, sich ein umfassendes Bild von der Anlage und der operativen Unternehmensführung zu machen. „Im Vorfeld einer Anlageentscheidung wollen wir wissen, dass hinter den Daten und der Methodik eine gewisse Zuverlässigkeit steckt. Wir haben dazu interne Modelle entwickelt und setzen auch externe Modelle ein. Diese dürften durchaus mit Mängeln behaftet sein. Wenn man es mit unvollkommenen Informationen zu tun hat, ist es immer schwierig, Anlageentscheidungen zu treffen“, so der Asset Manager.

Teilweise wird die Einbeziehung von ESG-Kriterien in Investmententscheidungen als Risikomanagementmaßnahme angesehen. Dazu der Investment Director eines kanadischen Staatsfonds mit einem Volumen von USD 100 Mrd.: „Unsere ESG-Abteilung schaut sich alle Beteiligungen – ob öffentlich oder privat, Immobilien oder Aktien – an, hat Zugang zu allen gängigen ESG-Datenbanken und klassifiziert unsere Vermögenswerte anhand von diversen ESG-Kennzahlen.

Dies dient den Portfoliomanagern als eine Art Risikomanagementfunktion.“ In diesem Fall ist somit das Risikoprofil einer Anlage maßgeblich für den Bedarf einer ESG-Dimension und nicht etwa der Wunsch der Portfoliomanager nach einer Anlage mit ESG-Merkmalen.

EUROPA UND DIE REGION ASIEN-PAZIFIK FÜHREND BEI VOLLSTÄNDIGER INTEGRATION

Tatsächlich zeigen die Umfragedaten, dass die Berücksichtigung von ESG-Aspekten bei der Auswahl von Anlagen bei allen Investoren sehr eng mit dem Risikomanagement verbunden ist, insbesondere in der Region Asien-Pazifik und in Nordamerika, wie aus der nächsten Grafik hervorgeht.

Vielschichtiges Risikomanagement

Fundierte Anlageentscheidungen beruhen auf Informationen. Institutionelle Anleger sind deshalb stets auf der Suche nach weiteren Informationsquellen, um ihre Entscheidungen besser abzusichern. ESG-Kriterien bieten Anlegern eine zusätzliche Dimension, die sie bei der Auswahl von Investitionen berücksichtigen können. Durch die Integration von ESG-Aspekten in das Risikomanagement sind Investoren in der Lage, bei der Bewertung und Minderung von Risiken einen vielschichtigen Ansatz zu verfolgen.

Über alle Anlegertypen hinweg beziehen 42 % ESG-Fachwissen und ESG-Daten in ihr Risikomanagement ein. Bei Asset Ownern ist diese Praxis besonders stark verbreitet. Diese Gruppe wird häufiger von verschiedenen Stakeholdern dazu aufgefordert, ihre Anlageentscheidungen und -auswahl zu rechtfertigen. Daher ist es für die Erfüllung ihrer Aufgaben äußerst wichtig sicherzustellen, dass alle Risiken berücksichtigt werden.

ESG-FACHWISSEN UND DATENANWENDUNG IM RAHMEN VON RISIKOMANAGEMENT UND ÜBERWACHUNG

Die leitende Nachhaltigkeitsmanagerin eines Impact Investors berichtete ausführlich über den Umgang mit diesen Risiken innerhalb der eigenen Organisation: „Wir gehen bei der Auswahl sehr stringent vor und haben eine ganze Reihe von Listen mit Einschlusskriterien erstellt. Die Kombination daraus liefert Anhaltspunkte für die Risiken.“ Sie erläuterte, dass man z. B. bei einem ausschließlich in den Niederlanden tätigen Unternehmen nicht mit einem hohen Risiko von Verstößen gegen Menschen- und Arbeitsrechte rechnen würde. Wenn das Unternehmen jedoch auch in aufstrebenden Regionen tätig ist, würde die Organisation erwarten, dass Strategien zur Risikobegrenzung vorhanden sind, um sicherzustellen, dass nicht gegen Menschen- und Arbeitsrechte verstoßen wird.

Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit können sich auch in finanziellen Risiken niederschlagen, was die Integration von ESG-Belangen in Risikomanagementprozesse noch wichtiger macht. Der Chief Sustainability Officer eines niederländischen Asset Managers betonte, dass die finanzielle Analyse eines Unternehmens oder einer Branche auch die Nachhaltigkeits- und ESG-Risiken berücksichtigen muss.

INVESTOREN BERÜCKSICHTIGEN ASPEKTE WIE DAS PHYSISCHE Risiko in einer bestimmten Branche sowohl im Hinblick auf das bestehende NACHHALTIGKEITSPROFIL als auch auf das damit verbundene Übergangsrisiko

GRAD DER INTEGRATION

Beim Thema Risikomanagement und Überwachung liegen europäische Anleger hinter ihren Pendants in Nordamerika und der Region Asien-Pazifik zurück, denn hier gibt ein geringerer Prozentsatz (38 %) an, ESG-Ansätze in diesem Teilbereich ihres Prozesses anzuwenden. Andererseits haben von den europäischen Anlegern, die ESG-Kriterien in ihren Risikomanagementprozess integriert haben, dies eher auch in vollem Umfang getan. So haben innerhalb dieser Gruppe 43 % ESG-Belange vollständig in ihren Risikomanagementprozess integriert, gegenüber 20 % in Nordamerika und 21 % in der Region Asien-Pazifik.

Investoren berücksichtigen Aspekte wie das physische Risiko in einer bestimmten Branche sowohl im Hinblick auf das bestehende Nachhaltigkeitsprofil als auch auf das damit verbundene Übergangsrisiko. Die diesbezüglichen Daten und Analysen fließen dann in den Risikomanagementprozess der Anleger ein. Im Vergleich zur Integration von ESG-Fachwissen und ESG-Daten in das Portfoliomanagement gibt ein etwas geringerer Prozentsatz der Anleger (31 %) an, dass ESG-Fachwissen und ESG-Daten vollständig in die Risikomanagement- und Überwachungsprozesse integriert sind.

Unter Asset Managern ist diese Praxis stärker verbreitet: 35 % beziehen ESG-Fachwissen und ESG-Daten vollständig in ihr Risikomanagement ein.

Wenngleich die Problematik der ESG-Datenherausforderung hinlänglich bekannt ist, optimieren Manager weiterhin ihre Prozesse zur Datenerhebung, -bewertung und -aggregation, um ein ganzheitlicheres Verständnis der ESG-Risiken von Anlagen zu erhalten.

Sorgfältige Prüfung – Überwachung der Einhaltung von ESG-Kriterien

Die Konzentration auf das Risiko ist auch durch regulatorische Änderungen bedingt. Die Rechenschaftspflicht und die Verantwortung von Investoren für das Nachhaltigkeitsprofil ihrer Anlagen sind dadurch noch wichtiger geworden. Anleger müssen nämlich die Einhaltung von ESG-Regeln und -Vorschriften selbst oder mithilfe eines externen Partners, darunter auch Partner aus dem Bankenbereich, überwach.

Anleger müssen nämlich die Einhaltung von ESG-Regeln und -Vorschriften selbst oder mithilfe eines externen Partners darunter auch Partner aus dem Bankenbereich, überwach

Als Beispiel hierfür hat die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) einen Bericht darüber veröffentlicht, wie ESG-Risiken in die Regulierung von Investmentgesellschaften[1] einbezogen werden können. Konkret heißt es: „In Anbetracht der derzeitigen Beschränkungen in Bezug auf Daten und Methoden bei der Bewertung von ESG-Risiken empfiehlt die EBA, dass die Integration von ESG-Aspekten in den Aufsichtsprozess einem schrittweisen Ansatz folgen könnte, bei dem die Erkennung von ESG-Risiken in den Strategien, Governance-Regelungen und internen Prozessen von Investmentgesellschaften Vorrang hat und diese später in die Bewertungen von Kapital- und Liquiditätsrisiken einbezogen werden.“

ÜBERWACHUNG DER EINHALTUNG VON ESG-KRITERIEN, EINSCHLIESSLICH INTERNER RICHTLINIEN

Wie in Abbildung sieben zu sehen ist, haben die meisten Anleger ESG-Fachwissen und ESG-Daten in die Überwachung der Einhaltung von ESG-Kriterien, einschließlich interner Richtlinien, entweder vollständig oder teilweise integriert. Auf regionaler Ebene haben europäische Anleger – wie auch bei der Integration in das Risikomanagement – ESG-Kriterien am umfassendsten integriert: 42 % geben an, dass sie eine vollständige Integration umgesetzt haben. Dieser Wert ist auf das regulatorische Umfeld in Europa zurückzuführen. Die Europäische Union hat in letzter Zeit eine Vielzahl von Vorschriften zu ESG-Themen und nachhaltigen Finanzen eingeführt, darunter beispielsweise die Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor (Sustainable Finance Disclosure Regulation – SFDR). Weitere Vorschriften sind derzeit in der Umsetzungsphase. Ähnlich verhält es sich mit mehreren Ländern in der Region Asien-Pazifik, in denen neue Gesetze oder Leitlinien in Bezug auf ESG eingeführt oder vorgeschlagen wurden. Die Daten zeigen, dass das Thema daher bei diesen Anlegern sehr präsent ist..

Aufgeschlüsselt nach Organisationsarten weisen Hedgefonds und Private-Equity-Investoren den höchsten Integrationsgrad von ESG-Fachwissen und ESG-Daten in den Funktionsbereich Compliance auf.

Aus den Daten der diesjährigen Umfrage geht hervor, dass die volle Integration bei 50 % dieser Gruppe gegeben ist.

Diese Organisationen sind in letzter Zeit ins Visier der Aufsichtsbehörden geraten, da neue Gesetze entweder eingeführt oder gefordert wurden, die gewährleisten sollen, dass dieser Teilbereich der Investmentbranche in Sachen ESG und Nachhaltigkeit mit der gesamten Vermögensverwaltungswelt Schritt hält.

So dürfte beispielsweise der Aktionsplan für nachhaltige Finanzen in der EU dafür verantwortlich sein, dass inzwischen auch Hedgefonds und Private-Equity-Firmen das Thema ESG auf der Agenda haben. Davor konnten Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds selbst entscheiden, ob sie eine verantwortliche Anlagepolitik einführen. Die US-amerikanische Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde SEC hat ebenfalls Regelungen vorgeschlagen, um die Offenlegung von ESG-Kriterien bei privaten Fonds voranzutreiben[2].

Die diesjährige Studie zeigt auch, dass Anleger entweder einen externen Bankpartner bzw. Dienstleister zur Unterstützung bei diversen Aufgaben im Zusammenhang mit der Einhaltung von ESG-Kriterien und der ESG-Berichterstattung einsetzen oder dies in Betracht ziehen. So greifen beispielsweise 24 % der Anleger weltweit für die unabhängige Überwachung ihrer ESG-bezogenen Anlagerichtlinien auf einen Bankpartner zurück oder würden dies in Betracht ziehen (siehe Abbildung 8). 22 % setzen auf einen Bankpartner, um die regulatorische ESG-Berichterstattung mit Inhalten zu füllen und zu gestalten, oder würden dies in Erwägung ziehen (regional betrachtet reicht der Anteil von 12 % in Nordamerika bis hin zu 26 % in der Region Asien-Pazifik). Darüber hinaus arbeiten 15 % der Anleger mit einem Bankpartner zusammen, oder würden dies in Betracht ziehen, wenn es darum geht, die freiwillige ESG-Berichterstattung für interne oder externe Zwecke mit Inhalten zu füllen und zu gestalten. Diese Zahlen dürften steigen, da Investoren mit einer zunehmenden Arbeitsbelastung konfrontiert sind, wenn die Einhaltung der regulatorischen Anforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und andere ESG-Kriterien sowie das entsprechende Reporting stets sichergestellt werden sollen. Zu dieser Einschätzung passt die Tatsache, dass ESG-Fachwissen und ESG-Daten bei 42 % der Anleger bislang nur teilweise in das regulatorische Berichtswesen integriert sind (vollständig integriert: 47 %) und dass sie bei 49 % nur teilweise in die freiwilligen externen Berichte über ihre ESG-Bemühungen und -Performance integriert sind (vollständig integriert: 40 %). Selbst wenn Investoren ihr ESG-Fachwissen vollständig in die verschiedenen Aufgaben rund um die Einhaltung von Vorschriften und das Berichtswesen integriert haben, können sie dennoch von der Kooperation mit einem externen Bankpartner profitieren, der aufgrund der Zusammenarbeit mit anderen Investmentorganisationen über umfangreiche Erfahrungen in diesen Bereichen verfügt.

Externe Experten für die Umsetzung

Angesichts ihres großen Einflusses auf die globalen Märkte nehmen institutionelle Anleger bei der ESG-Bewegung eine Vorreiterrolle ein. Aufgrund ihrer treuhänderischen Pflichten gegenüber ihren Stakeholdern sowie ihrer internen Richtlinien zu ESG-Prinzipien haben sie einen hohen Bedarf an Fachwissen in diesem Bereich. Das Verständnis dieser Anleger für die Vielschichtigkeit des Themenbereichs ESG nimmt stetig zu. Sie haben daher erkannt, dass die Zusammenarbeit mit externen Partnern nicht nur vorteilhaft, sondern oft erfolgsentscheidend für die organisationsweite Integration von ESG-Prinzipien ist.

Externe Partner bieten vielfältige Fachkenntnisse, Daten, Analysen und Researchkompetenzen, die es institutionellen Anlegern erleichtern, sich in der ESG-Landschaft zu orientieren. Dadurch werden sie in die Lage versetzt, fundiertere Entscheidungen zu treffen und ihre Strategien mit den übergeordneten Zielen in Einklang zu bringen. „Die unserem ESG-Ansatz zugrunde liegenden grundsätzlichen Leitlinien werden ausschließlich intern entwickelt. Die Umsetzung dieser Leitlinien stützt sich dann auf externe Partner“, erklärte der Asset Manager eines öffentlichen australischen Pensionsfonds. Dieser Fonds arbeitet hauptsächlich mit Asset Managern zusammen, aber auch mit Analystenhäusern und anderen externen Partnern.

Externe Partner bieten vielfältige Fachkenntnisse, Daten, Analysen und Researchkompetenzen, die es institutionellen Anlegern erleichtern, sich in der ESG-Landschaft zu orientieren

Wichtig hierbei ist die Feststellung, dass es eine Vielzahl von Bereichen im Zusammenhang mit ESG-Investments gibt, in denen Anleger mit externen Partnern zusammenarbeiten können. Dazu gehören beispielsweise die Beschaffung und Nutzung von ESG-Daten, die Erfüllung von Kontrollfunktionen (Stichwort Stewardship), die Berichterstattung zur Einhaltung von ESG-Bestimmungen und -Richtlinien, das Portfoliomanagement oder Bereiche wie etwa strukturierte Produkte oder Bankdienstleistungen, wenn diese eine Verbindung zu ESG-Themen aufweisen. Angesichts dieser Fülle von Aufgaben, für die ESG-Fachkompetenz unter Umständen erforderlich ist, kann ein externer Bankpartner oder Dienstleister ein wertvoller Verbündeter für Anleger sein, da er die meisten, wenn nicht sogar alle, dieser Bereiche durch Bankdienstleistungen und sonstige Dienste für Investmentorganisationen abdeckt.

ZUSAMMENARBEIT MIT EINEM BANKPARTNER/DIENSTLEISTER

Zu den Themenbereichen, bei denen Anleger auf die Unterstützung von Bankpartnern zurückgreifen, zählen strukturierte ESG-Produkte (31 %). Obwohl viele dieser Investoren inzwischen ESG-Aspekte in ihre Anlagetätigkeit integrieren, liegt ihre Stärke nicht unbedingt in der Entwicklung von Produkten oder Fonds, die diese Kriterien voll berücksichtigen. Teilweise benötigen sie die Fachkompetenzen oder Ressourcen, die ein Bankpartner mitbringt. Anleger in der Region Asien-Pazifik sind am ehesten bereit, sich bei der Entwicklung strukturierter ESG-Produkte von Bankpartnern unterstützen zu lassen (33 %). Dies trifft auch hinsichtlich der drei anderen Bereiche zu, in denen externes Bankfachwissen gefragt ist.

Bemerkenswert ist außerdem, dass Hedgefonds und Private-Equity-Firmen besonders häufig einen Bankpartner für strukturierte ESG-Produkte (37 %) sowie für Datenverwaltungsdienste zur Integration, Verarbeitung, Bereinigung und Aggregation von ESG-Daten (28 %) nutzen bzw. dies in Erwägung ziehen. Im ersten Fall benötigen Hedgefonds und Private-Equity-Firmen möglicherweise einen Bankpartner, der als Gegenpartei fungiert oder andere spezifische Dienstleistungen im Zusammenhang mit strukturierten Produkten anbieten kann. Beim zweiten Punkt kann es sein, dass für Hedgefonds und Private-Equity-Firmen die Verwaltung von ESG-Daten bislang nicht zu den Kerntätigkeiten zählte. Hier kann ein Bankpartner wertvolle Unterstützung und entsprechende Lösungen bieten.

ESG-Daten sind nach wie vor ein Reizthema unter Investoren. Viele von ihnen klagen weiterhin über Inkonsistenz und fehlende Transparenz. Daraus folgt, dass sie intensiv nach Bankpartnern suchen, die ihnen hier zu mehr Klarheit verhelfen können.

Drei von zehn Befragten (30 %) geben an, dass sie sich von externen Partnern die Erleichterung des Zugangs zu ESG-Rohdaten wünschen, 24 % nennen Datenverwaltungsdienste für ESG-Daten als Bereich für die Kooperation mit einem Bankpartner.

Der Spezialist für globale Nachhaltigkeit und ESG-Investments bei einem betrieblichen Pensionsfonds in den USA beschreibt die Erfahrung bei der Zusammenarbeit mit dem eigenen Custodian: „Die Daten sind sauber. Die Bank hat eine spezialisierte ESG-Abteilung, die wirklich gut ist. Zur Leistungsstärke als Custodian kommt noch hinzu, dass eine Menge Hintergrundinformationen angeboten werden. Dateninkongruenzen sind leicht zu beheben, wenn man mit einem Dienstleister zusammenarbeitet, der das Problem verstehen und identifizieren kann.“

Andere Bereiche, in denen Anleger mit einem Bankpartner zusammenarbeiten bzw. dies in Betracht ziehen würden, sind unter anderem die unabhängige Überwachung der ESG-bezogenen Anlagerichtlinien (24 %), das Risikomanagement von Portfolios mit Markt-Benchmarks (23 %) sowie das Füllen mit Inhalten und das Gestalten regulatorischer Berichte (22 %). Daran erkennt man die Bandbreite der Dienstleistungen bei einer potenziellen Kooperation von Anlegern und Bankpartnern.

Sorgfältige Auswahl

Bei der Auswahl eines Kooperationspartners legen institutionelle Anleger Wert auf die Transparenz der Datenmethodik (48 %), das Markenimage in Bezug auf ESG-Themen (41 %) sowie die Bereitstellung umfassender ESG-Kompetenzen und -Fachkenntnisse (37 %). Zudem zählen auch gemeinsame ESG-Wertvorstellungen (28 %) und die Ermöglichung von Kostensynergien (26 %) zu den zugrunde gelegten Kriterien. In Nordamerika wird ein noch höherer Wert auf Datentransparenz gelegt: Hier geben 60 % der Befragten an, dass dies bei der Auswahl externer Partner entscheidend ist.

Vor dem Hintergrund der etwas unsicheren Aussichten in Nordamerika beim Thema ESG insgesamt deutet dieser Wert darauf hin, dass Anleger, die von diesen Grundsätzen überzeugt sind, sicherstellen wollen, dass ihre Aktivitäten über jeden Zweifel erhaben sind bzw. dass ihre Kooperationspartner aussagekräftige Nachweise zur Validierung ihrer Prozesse erbringen können.

In der Region Asien-Pazifik hingegen hat die Marke einen größeren Einfluss (46 %). Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Anleger hier eher noch am Anfang ihrer ESG-Reise stehen und daher stärker auf etablierte, vertrauenswürdige Marken setzen, die ihnen bei der Umsetzung der ersten, grundlegenden Schritte helfen. Auch bei Asset Managern hat die Marke einen hohen Stellenwert: Für 47 % der entsprechenden Studienteilnehmer ist dieser Faktor bei der Auswahl des Partners entscheidend.

Ein australischer Portfoliomanager beschreibt die bei der Auswahl von externen Kooperationspartnern berücksichtigten Kriterien wie folgt: „An erster Stelle steht die Übereinstimmung der Philosophien. Das zweite Kriterium ist die Breite der Abdeckung. An dritter Stelle stehen die internen Ressourcen der jeweiligen Organisation.“ Der Manager fügte hinzu, dass auch Kosten eine Rolle spielen, diese aber nicht der Dreh- und Angelpunkt bei der Entscheidung sind.

Anleger gaben außerdem an, dass sie von ihren Partnern umfassende ESG-Kompetenzen und -Fachkenntnisse erwarten (37 %). Der zuvor zitierte Spezialist für globale Nachhaltigkeit und ESG-Investments bei einem betrieblichen Pensionsfonds in den USA erläuterte die Herausforderungen bei diesen Auswahlprozessen: „Eigentlich wollen alle mehr Fachkompetenz oder Ressourcen. Denn mittlerweile verkaufen viele Unternehmen irgendeine Art von ESG-Dienstleistung.“ Aus diesem Grund suchen Anleger nach Experten, die sich von ihren Mitbewerbern abheben und nicht nur dieselben Dienstleistungen anbieten.

„Wir wollen einen externen Partner, der etwas mehr Erfahrung mitbringt und bessere Berichte, ein besseres Risikomanagement und eine bessere Sicht auf das Thema ESG bietet“, sagte der Investment Director eines kanadischen Staatsfonds und fügte hinzu: „Das erleichtert den Prozess der Anlageentscheidung.“ Er merkte allerdings an, dass es in Ordnung sei, wenn ein externer Manager bei den ESG-Rankings etwas schlechter abschneidet, sofern sein risikobereinigtes Renditeprofil sehr solide ist.

Die Auswahl externer Partner ist ein anspruchsvoller Vorgang, der Sorgfalt erfordert. Ein leitender Anlageverwalter eines Asset Owners in der Region Asien-Pazifik schilderte die Vorgehensweise seiner Organisation: „Zunächst wird ein vom anvisierten Vertragspartner erstellter Bericht bewertet und analysiert.

Wir setzen den Partner für eine Probephase ein, sofern er ein Modell bereitstellt und gleichen es mit unseren Anlagen ab.

KRITERIEN DER ANLEGER BEI DER AUSWAHL EINES PARTNERS FÜR ESG-BEZOGENE TÄTIGKEITEN

Mit der Zeit lernen wir den Vertragspartner besser kennen. Wir entscheiden uns für eine Zusammenarbeit mit ihm, wenn die bereitgestellten Tools, Daten und Berichte zu unserer Anlagepolitik passen. Kann er allerdings keine nützlichen Tools und Informationen liefern, ist eine Zusammenarbeit für uns uninteressant.“

Fazit

Bei institutionellen Anlegern hat sich die Berücksichtigung von ESG-Kriterien und Nachhaltigkeitsprinzipien vielfach zu einem elementaren Eckpfeiler ihrer Arbeitsweise entwickelt. Die in dieser Studie erhobenen Daten zeigen, dass dieser Ansatz inzwischen viele Prozesse der Anleger durchdringt und im Tagesgeschäft dieser Organisationen fest verankert ist.

Außerdem lassen sich an den Ergebnissen der Studie Fortschritte und Entwicklungen ablesen. So ist beispielsweise die ESG-Integration als Ansatz oder Strategie bei ESG-Investments oder nachhaltigen Anlagen weit verbreitet und wird von 70 % der Anleger eingesetzt.

„Die Gestaltung einer nachhaltigeren Finanzlandschaft erfordert ein Umdenken“, kommentiert Sophie Devillers von BNP Paribas. „Derzeit setzen 70 % der Anleger die ESG-Integration ein, um ihre Anlagen mit den eigenen Werten in Einklang zu bringen. Doch die wahre Transformation liegt darin, dass wir uns als Branche dazu verpflichten, ESG-Fachwissen in jede Facette unserer Anlagestrategien einzubinden. Indem wir eine Kultur der Nachhaltigkeit fördern, die über traditionelle Grenzen hinausgeht, können wir einen dauerhaften Wandel herbeiführen, bei dem ESG-Fachwissen zu einem festen Bestandteil unserer Anlage-DNA wird und eine bessere, verantwortungsvollere Zukunft für alle ermöglicht.“

Für Anleger ist ein weiterer wichtiger Aspekt für die bessere Nutzung von Fachkompetenz in den Bereichen ESG und Nachhaltigkeit die Zusammenarbeit mit externen Organisationen wie etwa Asset Managern oder anderen Partnern und Anbietern. Hier äußern Investoren den Wunsch, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die neben anderen Kriterien, die sie selbst schätzen und entsprechend priorisieren, auch über starke ESG-Kompetenzen verfügen. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass Anleger bei der Bewertung potenzieller Partner und Anbieter hinsichtlich ihrer ESG- und Nachhaltigkeitskompetenzen außerdem darauf achten, ob die externen Organisationen die erklärten Überzeugungen und Einstellungen zu ESG und Nachhaltigkeit auch leben. Anleger wollen das Gefühl haben, dass sie mit ihren externen Partnern auf einer Wellenlänge sind. Dies dürfte zu einer engeren Beziehung führen, die auf gemeinsamen Werten und einem gegenseitigen Verständnis dafür beruht, wie man an nachhaltige Investitionen herangeht. Im Endeffekt bereichert diese Zusammenarbeit den eigenen ESG-Ansatz und stellt sicher, dass Anleger auf dem richtigen Weg zur Schaffung eines Ökosystems sind, das ihnen dabei hilft, ihre Anlage- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.