Herausforderungen und Strategien: Private Markets Asset Manager im Spannungsfeld zwischen Marktveränderungen und Erwartungen der Investoren

Technologie kann zur Lösung diverser Herausforderungen von Private Markets Asset Manager bei Marktveränderungen und zunehmenden Erwartungen von institutionellen Anlegern beitragen

4 min

Wie sieht das
makroökonomische Umfeld im Jahr 2025 aus?

Nicholas Brooks, Head of Economics and Investment Research, ICG:

Da die Inflation sich inzwischen endlich den Zielvorgaben der Zentralbanken annähert, sind Zinssenkungszyklen bereits eingeleitet worden. Diese Zinswende dürfte sich 2025 bei Haushalten, Unternehmen und beim Deal Flow positiv auswirken. Wenn das makroökonomische Umfeld Bestand hat, gehen wir davon aus, dass auch das allgemeine Investitionsumfeld freundlich bleibt.

Trotz dieser positiven Aspekte sind die geopolitischen Risiken weiterhin hoch. Das gilt vor allem mit Blick auf den Nahen Osten und den Präsidentenwechsel in den USA. Der verzögerte Effekt hoher Zinsen ist in manchen Marktsegmenten noch nicht angekommen, und bei einigen Unternehmen sind die Auswirkungen der Pandemie und der Energiepreiskrise noch nicht vollständig überwunden. Daher sind aus unserer Sicht die Risiken auf Systemebene zwar recht gering, die spezifischen Risiken jedoch nach wie vor höher als normal. [1]

Karine Litou, Deputy Head of Private Capital, Securities Services, BNP Paribas:

Ungeachtet der Risiken sprechen weiterhin gute Gründe für Investitionen in Private Markets. In den letzten Jahren haben institutionelle Anleger zur Diversifizierung ihrer Portfolios und zur Erzielung langfristig stabiler Renditen ihre Allokationen in die privaten Kapitalmärkte erhöht. Asset Manager sind sehr daran interessiert, Kapital von diesem wachsenden Investorenpool einzusammeln, aber dieses anspruchsvolle Umfeld birgt Herausforderungen: Investoren sind vorsichtig und suchen gezielt nach Assets, die das richtige Risiko-Rendite-Profil bieten. Manager müssen auf diese neuen Erwartungen entsprechend eingehen.

Einige setzen dabei auf eine flexible Multi-Asset-Strategie, die es ihnen ermöglicht, auf nachgefragte Anlageklassen wie Private Debt und Infrastruktur umzuschwenken. Die wiederkehrenden Cashflows und stabilen Erlöse in den Bereichen Private Debt und Infrastructure Debt können als natürlicher Inflationsschutz dienen und Stabilität gegen wirtschaftliche Schwankungen bieten.

Neben einer nachhaltigen Anlageperformance müssen Asset Manager ihren Kunden transparente und bedarfsgerechte Dienstleistungen bieten sowie sich verändernde regulatorische Vorgaben erfüllen. Da Investoren einen immer individuelleren Service erwarten, werden die Fondsstrukturen komplexer. Damit steigen auch die operativen Herausforderungen. Asset Servicer wie BNP Paribas können Asset Manager dabei helfen, diese Komplexität zu beherrschen.

Welchen Einfluss haben die aktuellen Marktbedingungen auf die Anforderungen von Investoren bezüglich der privaten Kapitalmärkte?

Karine:

Im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld legen institutionelle Anleger verstärkt Wert auf Liquidität. Dabei nehmen sie beispielsweise den Weg über den Sekundärmarkt, um so ihren Cashflow-Bedarf effizienter zu steuern und ihre Investitionen zu diversifizieren.

Zunehmend fordern sie außerdem mehr Klarheit von Asset Managern zum Verhältnis der eingezahlten zu den ausgeschütteten Mitteln (Distribution to Paid-In, oder DPI). Das DPI ist ein wesentlicher Indikator für die Fähigkeit eines Asset Manager zur effizienten Rückzahlung von Kapital. Gerade in diesen unsicheren Zeiten wollen Anleger die Gewissheit haben, dass ihre Investitionen zeitnah eine Rendite abwerfen.

Für Manager bedeutet das, dass sie einen stärkeren Fokus auf die Liquidität legen und ihre Strategien und Fondsstrukturen an diese Anforderungen anpassen müssen. Sie müssen somit die Komplexität der Bereitstellung von Liquiditätslösungen und transparenter Berichterstattung bewältigen und gleichzeitig weiterhin langfristige Anlagestrategien verfolgen, die an den Zielen der Investoren ausgerichtet sind.

Vor welchen Herausforderungen stehen Asset Manager bei der Anpassung an diese neuen Erwartungen?

Karine:

Manager sehen sich heute mit einer breiteren Palette von Anlegerprofilen und -erwartungen konfrontiert. Viele Fonds richten sich an einen heterogenen Investorenkreis – von institutionellen Anlegern, die erhebliche Beträge investieren, bis hin zu kleineren Privatanlegern mit geringeren Anlagebeträgen. Diese Diversifizierung bringt es mit sich, dass Asset Manager ihre operativen Fähigkeiten deutlich verbessern müssen, um die unterschiedlichen Anforderungen erfüllen zu können.

Eine weitere wichtige Herausforderung sind die längeren Zeithorizonte innerhalb eines Anlagezyklus, die sich aus dem Marktumfeld und der vorsichtigen Anlegerstimmung ergeben. Manager brauchen mehr Zeit für die Investition in Zielunternehmen sowie auch für den späteren Ausstieg. Aufgrund der längeren Zeiträume für Investments und Exits stehen sie unter Druck, Liquidität und Ausschüttungen für ihre Investoren bereitzustellen.

Auch die Mittelbeschaffung ist zu einem längeren Prozess geworden, der bis zu zwei Jahre dauern kann.

Da immer mehr Einzelanleger in den Bereich Private Capital einsteigen, erweitern traditionelle Asset Manager, die sich bisher auf öffentliche Märkte konzentriert haben, ihr Angebot nun um Private Capital, um ihren Kunden auch diese Möglichkeiten bieten zu können. Das Umschwenken auf Private Capital bringt u. U. neue Herausforderungen im Zusammenhang mit der Verwaltung von Zeichnungen, Rücknahmen, Kapitalabrufen, Drawdowns, Bewertungen, Gewinn- und Verlustzuweisungen, Performanceberechnungen und Reporting mit sich und erfordert möglicherweise Speziallösungen. [2] So sind hybride Fonds, die Zugang zu Privatmärkten in Verbindung mit einer gewissen Liquidität bieten, ein zunehmend beliebter Ansatz.

Asset Manager mussten zudem flexibler werden und sich auf maßgeschneiderte Lösungen verlegen, die den sich wandelnden Bedürfnissen der Investoren entsprechen. Infolgedessen werden Fondsstrukturen immer komplexer. Manager müssen verschiedene Master-Feeder-Strukturen, mehrere Währungen, getrennte Management Accounts, parallele Vehikel und Co-Investitionsinstrumente einbeziehen, um den unterschiedlichen Anforderungen der Investoren gerecht zu werden und einen effizienten Ablauf zu gewährleisten.

Diese starke Zunahme der Fondsstrukturen hat zu einem erhöhten Bedarf an konsolidierten Berichten und Transparenz geführt, da Anleger einen ganzheitlichen Überblick über ihre Investitionen in den verschiedenen Vehikeln anstreben. Manager müssen inzwischen konsolidierte Capital Account Statements bereitstellen, die alle eingebundenen Vehikel umfassen, was eine enorme operative Herausforderung darstellen kann.

Mit welchen konkreten Strategien können Asset Manager diese Aufgaben bewältigen?

Karine:

Eine zielgerichtete Zusammenarbeit mit Partnern im Bereich Asset Servicing kann Manager in die Lage versetzen, das sich wandelnde Umfeld sicher zu navigieren und die gestiegenen Erwartungen der Anleger zu erfüllen. Durch den Einsatz entsprechender Technologien können Asset Servicer ihre Kunden bei der Skalierung ihrer Geschäftstätigkeit unterstützen, die Datensicherheit verbessern und das Kunden-Reporting übernehmen.

Der passende Technologieansatz ist hier entscheidend: Manager benötigen eine ganzheitliche Technologielösung, mit der sie die zunehmende Komplexität der Fondsstrukturen stets im Griff haben. So können sie Daten konsolidieren, Prozesse automatisieren und umfassende Investorenberichte für mehrere Anlagevehikel erstellen, wie z. B. Mitteilungen über Kapitalabrufe und Ausschüttungen sowie Capital Account Statements.

Über ein digitales Portal wie etwa CapLink Private von BNP Paribas haben Asset Manager den sicheren Echtzeit-Zugriff auf Daten und können von optimierten Arbeitsabläufen zur Validierung von Informationen und zur Interaktion mit dem Asset Servicer profitieren. Somit lassen sich Effizienz, Transparenz und Kontrolle für die Manager optimieren.

Das Outsourcen einzelner Funktionen wie z. B. Rechnungslegung, Überwachung des Fondsanlegerregisters und das Investoren-Reporting an den Asset Servicer kann Manager dabei unterstützen, die Komplexität von Fondsstrukturen und die spezifischen Anforderungen an die Verwaltung von Private-Capital-Fonds zu meistern. Es kann außerdem interne Teams operativ entlasten und dafür sorgen, dass sich Manager auf strategische Entscheidungen konzentrieren und einen Mehrwert für ihre Investoren generieren können.

[1] https://www.icgam.com/2024/10/12/the-easing-cycle-begins/
[2] https://securities.cib.bnpparibas/powering-private-markets-growth-why-gps-cant-do-it-alone/